Dörpfeldstraße soll florieren

Laut Geschäftsstraßenkonzept gibt es Chance für neue Blüte des Adlershofer Ortskerns

  • Steffi Bey
  • Lesedauer: 3 Min.

Anwohner und Gewerbetreibende stürmen den Bürgersaal in der Alten Schule an der Dörpfeldstraße. »Dass so viele Interessierte kommen, übertrifft unsere Erwartungen«, sagt Regina Roß von der RP Stadtberatung fast ein bisschen entschuldigend. Weil die Stühle nicht ausreichen, wird improvisiert. »Wir freuen uns wirklich, dass die Neugierde auf das gerade fertig gestellte Konzept sehr groß ist«, sagt die Geschäftsstraßenmanagerin schließlich lächelnd.

Vor genau einem Jahr wurde ihr und Christine Bellot das Management für die seit langem vor sich hin dümpelnde Dörpfeldstraße übertragen. Seitdem ist eine ganze Menge Positives passiert: Gemeinsam mit Anwohnern und Bürgerinitiativen wurde ein »Integriertes Verkehrs- und Freiraumkonzept« fertiggestellt. Es gab Workshops, auf denen sich Betroffene einbrachten, ein Kiezbeirat wurde gegründet und mehrere öffentlichkeitswirksame Aktionen durchgeführt.

Mitte 2016 begann schließlich die vom Bezirksamt Treptow-Köpenick beauftragte BBE Handelsberatung, ein Geschäftsstraßenkonzept für die Dörpfeldstraße, nördlich vom Adlergestell, zu erarbeiten.

Ziel ist es, das einst florierende alte Zentrum Adlershofs mit seinem besonderen Flair zu revitalisieren: mit einem ausgewogenen Branchenmix, mit Aufenthaltsqualitäten und besserer Erreichbarkeit. Außerdem soll es auf das neue Adlershof, auf die Wissenschaftsstadt, ausstrahlen.

Ein hoher Anspruch, der nicht von heute auf morgen gelingt - darüber sind sich die Anwohner und Gewerbetreibenden einig. Nicht verstehen können sie allerdings, »dass immer mehr Gutachten und Konzepte vorgelegt werden«. »Es muss endlich losgehen mit dem Aufschwung«, bringt es ein älterer Herr am Dienstagabend auf den Punkt.

Dennoch hören die meisten geduldig den Ausführungen der beauftragten Agentur zu. Silvia Horn und Ulrich Kolatz betonen, ihr vorliegendes »Werk« sei aus dem Blickwinkel der Einzelhändler erstellt worden und habe »empfehlenden Charakter«.

Sie gehen unter anderem von einem »lebendigen Zentrum«, zwischen der Florian-Geyer-Straße und dem Supermarkt, aus. Der Fokus müsse dort auch weiterhin auf der Nahversorgung liegen und schließe sowohl den Markt als auch die angrenzenden Passagen mit ein.

Für diesen seit Jahren vorwiegend leerstehenden Komplex schlagen die Gutachter im Erdgeschoss »größere Anbieter mit Fachbedarf vor«. »Die Vorhandenen könnten sich ebenso ausbreiten«, erklärt Kolatz.

Im Untergeschoss des Gebäudes sollte laut Gutachten ein neues Parkhaus entstehen: mit breitem Zugang zum Markt sowie mit Zufahrt direkt auf die Dörpfeldstraße.

Direkt neben diesem »lebendigen Zentrum« favorisieren die Gutachter ein »gastliches Zentrum«. Im Ergebnis einer Passantenbefragung wurde auch der Wunsch nach abwechslungsreicher Gastronomie geäußert.

Doch bis zur Umsetzung kann es noch eine Weile dauern. »In den nächsten Monaten stimmen wir zunächst das vorliegende Verkehrskonzept mit den Verantwortlichen im Senat ab, danach gleichen wir es mit dem Geschäftsstraßenkonzept ab und gehen in die Detailplanung«, kündigt Annette Berfelde vom Treptow-Köpenicker Stadtplanungsbereich an.

Udo Zaschel, verantwortlicher Koordinator im Bezirk für das Programm »Aktive Zentren«, geht davon aus, dass 2019 die Umgestaltung des Marktplatzes beginnt. »Aus bezirklichen Mitteln führen wir dazu in diesem Jahr ein Gutachterverfahren durch, bei dem es auch wieder eine Bürgerbeteiligung gibt«, sagt er.

Andrea Kästner vom Kiezbeirat hält die meisten Vorschläge für gut. »Aber wem gehören die Marktpassagen«, will sie noch wissen. »Und wie wird gewährleistet, dass der Eigentümer die Vorschläge auch akzeptiert?« Annette Berfelde sagt dazu nur so viel: »Zurzeit läuft ein Insolvenzverfahren.«

Weitere Informationen unter www.aktives-adlershof.de

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