nd-aktuell.de / 04.02.2017 / Berlin / Seite 13

Ex-Abgeordneter will IHK aufmischen

Unternehmer wollen mehr Transparenz und Demokratie in der Industrie- und Handelskammer durchsetzen

Nicolas Šustr

»Die Industrie- und Handelskammer ist eine spannende Möglichkeit, auf die Vernetzung und Struktur der Wirtschaft Einfluss zu nehmen«, sagt Fabio Reinhardt. Bis vor einigen Monaten war er noch Mitglied der Piratenfraktion des Abgeordnetenhauses, nun will er für die Vollversammlung der IHK kandidieren. Rund 280 000 Mitglieder sind wahlberechtigt für das 99 Sitze zählende Wirtschaftsparlament. Bis zum 20. Februar können sich noch Bewerber aufstellen lassen.

Der Löwenanteil der Wahlberechtigten sind Klein- und Kleinstunternehmer. Wenn sie die Wahlbenachrichtigung der Kammer nicht gleich ungelesen wegschmeißen, können sie mit den Kandidaten ihrer Wahlgruppe oft nichts anfangen. Und so erreichte die Wahlbeteiligung 2012 wenig berauschende fünf Prozent.

Vor allem die Dickschiffe der Berliner Wirtschaft beteiligen sich an der Wahl und letztendlich bestimmen sie damit auch den politischen Kurs der IHK. Vier Mal im Jahr trifft sich die Vollversammlung, um über anstehende Fragen zu bestimmen und auch das Präsidium zu wählen.

»Ich finde es wichtig, dass auch kleine Akteure gehört werden«, sagt Fabio Reinhardt. Elf Kandidaten präsentiert die »Mitmach IHK« bereits auf ihrer Webseite. Dazu gehört Johann Lieb. Sein Start-up »Avenir« soll Geflüchteten als Zeitarbeitern eine berufliche Perspektive geben, indem es beiden Seiten die Bürokratie abnimmt. Auch der Autor, Verleger und Musiker Johannes Finke kandidiert.

Treibende Kraft im Bündnis ist der Internetunternehmer Christoph Huebner, der der Vollversammlung bereits seit 2012 angehört. Die Einführung einer Geschäftsordnung oder die Veröffentlichung von Sitzungsprotokollen in den letzten Jahren gehört zu den Erfolgen der letzten Jahre, die er für sich verbucht. Auch die früher übliche, Manipulation Tür und Tor öffnende Ernennung von stimmberechtigten Mitgliedern gehört inzwischen der Vergangenheit an.

»Wir wollen die Kammer so umbauen, dass der jährliche Beitragsbescheid nicht mehr nur Ablehnung und Bauchschmerzen verursacht«, sagt Huebner. Sowohl Unterstützung bei der Wahl als auch weitere IHK-Mitglieder, die sich als Kandidaten aufstellen lassen wollen, wären ihm hochwillkommen.