Gegen den Strich - wie mit der Klobürste

»Der eingebildete Kranke« von Molière an Berlins Schaubühne, Regie: Michael Thalheimer

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 5.0 Min.

Nicht die Freiheit erhebt dich, sondern die Befreiung. Nicht die Gesundheit, sondern die Gesundung. Nicht der Tod schreckt, sondern das Sterben. Denn das Sterben gehört noch zum Leben, ist also im Gegensatz zum Tod - eine Erfahrung. Die weh tut. Einbildung erweist sich da als gängigste Medizin: Red von den Dämonen, schon sind sie verscheucht. Pfeif im Wald, schon fliehen dich alle Ängste. Bild dir Krankheiten ein, schon fühlst du dich besser. Beschwör das Sterben, und der Tod verschont dich? Die Illusion als Infusion. Wer’s glaubt, ist wirklich selig. Wie etwa der Utopist. Oder wie jeder andere, der vor allem deshalb glaubt, weil er einfach nicht glauben will, dass auch er dran glauben muss.

Der da, der glaubt nicht, er weiß. Der da in seiner winzigen weiß gekachelten Zelle. Die wie ein Pendel hin- und herschwingen kann: der feste Boden unter den Füßen - auch so eine Illusion. Der da, Argan, in seinem festgeschraubten Rollstuhl, der kot...


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