Schnelle Urteile

Wer mit seinen Werturteilen allzu schnell ist, befriedigt den eigenen Narzissmus

Unter den Kriegern vor Troja war Achill der ruhmreichste, weil er der flinkste Läufer war. Ein Wettrennen ist das einfachste Modell, körperliche Tüchtigkeit zu vergleichen. In Kämpfen um olympisches Gold trägt der Sprint den Glanz griechischer Athleten in die Moderne. In Zeiten der Helikoptermoral wuchert der Wunsch nach Schnelligkeit in Bereiche, in denen er mehr schadet als nützt. Manchmal hören wir den Spruch: Es fressen nicht die Guten die Schlechten, sondern die Schnellen die Langsamen.

Solange die Läufer nicht dopen, ist der Sprint eine ehrliche Sache, in der Körperkraft und Trainingsfleiß belohnt werden. Sobald es aber darum geht, wer schneller Beifall für seine Meinung bekommt, sind die Folgen desaströs.

Ich erinnere mich an einen Jugendamtsleiter, der sich in einer Talkrunde müht, die Schwierigkeiten seiner Arbeit darzustellen. Tut er nichts, heißt es, er sei schuld, wenn ein vernachlässigtes Kind leidet. Greift er ein, ist er ...


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