nd-aktuell.de / 18.02.2017 / Politik / Seite 6

Todestanz im Sufi-Schrein: Attentäter brachte 80 Gläubige um

Terrormiliz Islamischer Staat bekannte sich zum Selbstmordanschlag auf die liberal-religiöse Sekte in der südpakistanischen Stadt Sehwan

Islamabad. Nach einem der schwersten Selbstmordanschläge in der Geschichte Pakistans auf einen Schrein liberaler Sufi-Muslime ist die Zahl der Toten auf 80 gestiegen. Das sagte am Freitag ein Arzt eines Krankenhauses nahe dem Schrein in der südpakistanischen Provinz Sindh. Die Zahl der Todesopfer könne noch weiter steigen, erklärte der Mediziner Moin Ahmed. Man habe 248 Verletzte registriert, rund 50 von ihnen seien in sehr schlechter Verfassung. Am Donnerstagabend hatten Rettungshelfer mindestens 19 tote Kinder und zehn tote Frauen gezählt.

Das Militär hatte nach Angaben der Zeitung »Express Tribune« wegen eines Mangels an Kliniken in der abgelegenen Stadt Helikopter und Transportflugzeuge geschickt, um die am schwersten Verletzten in die 200 Kilometer entfernte Großstadt Karatschi zu bringen.

Zu dem Anschlag bekannte sich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Der Leiter der Antiterror-Einheit der Polizei in Sindh, Raja Umer Khatab, sagte in Fernsehinterviews am Freitagmorgen, der Täter sei als Frau verkleidet in den Schrein gekommen.

Hunderte Gläubige hatten sich am Donnerstagabend im Lal-Shahbaz-Qalandar-Schrein in der abgelegenen Stadt Sehwan versammelt, um mit den traditionellen Sufi-Tänzen Allah zu verehren. Der Täter sprengte sich inmitten einer Gruppe von Tänzern und Zuschauern. Der Sufi-Zweig des Islam ist den sunnitischen islamistischen Gruppen im Land ein Dorn im Auge. Es gibt in Pakistan regelmäßig Anschläge auf Sufi-Stätten. Zuletzt starben im November bei einem Anschlag auf einen Tempel in Baluchistan 52 Menschen.

Der Sender Geo TV berichtete, dass nun landesweit die öffentlichen Areale und Parkplätze vor Sufi-Schreinen geschlossen worden seien. Es gibt in Pakistan mindestens ein Dutzend großer, hoch verehrter Sufi-Tempel und viele kleinere.

Seit Montag sind zudem mehr als 100 Zivilisten und Sicherheitskräfte bei Anschlägen getötet worden. Die meisten hat die Gruppe Jamaat ul-Ahrar für sich reklamiert. Sie kündigte weitere Anschläge an. dpa/nd