nd-aktuell.de / 20.02.2017 / Brandenburg / Seite 12

Geflügelpest nimmt nie gekannte Ausmaße an

Bislang mussten in Brandenburg 135 000 Tiere vorsorglich getötet werden und die Stallpflicht gilt landesweit

Andreas Fritsche

Nachdem der Tierpark in Cottbus wegen der Geflügelpest etwa einen Monat lang geschlossen war, öffnete er am Sonntag wieder für Besucher. Das ist im Moment aber auch die einzige gute Nachricht. Denn ansonsten breitet sich der Geflügelpesterreger H5N8 im Land Brandenburg offensichtlich immer weiter aus. Am Freitag ist der Erreger in einem weiteren Entenbestand in Märkisch-Oderland nachgewiesen worden, so dass dort vorsorglich etwa 16 000 Enten getötet werden müssen, um die Seuche einzudämmen. Gerade erst zwei Tage zuvor hatte es die Hiobsbotschaft für 15 000 Mastenten im selben Landkreis gegeben. War Brandenburg bis November von der bundesweit grassierenden Seuche zunächst noch verschont geblieben, so ging es im Dezember los und ab Ende Januar folgten die Meldungen Schlag auf Schlag. In Dahme-Spreewald mussten Mitte Januar gleich 45 000 Puten sterben. Parallel ist der Erreger bei bislang 21 Wildvögeln nachgewiesen worden, so etwa bei einem in Wiesenburg/Mark verendeten Schwan und bei einer Stockente, die tot an der Spremberger Talsperre entdeckt wurde.

Bislang summiere sich die Zahl der Nutztiere, die wegen der Geflügelpest getötet wurden, auf rund 135 000, erklärt Uwe Krink, Sprecher von Verbraucherschutzminister Stefan Ludwig (LINKE). H5N8 sei in 27 Fällen nachgewiesen worden. Acht Mal sei die Geflügelhaltung betroffen gewesen, zwei Mal ein Zoo - das waren die Tierparks in Kunsterspring und Cottbus. Kunsterspring bleibt noch weiter geschlossen. Die übrigen Fälle betrafen Wildvögel.

Die Seuchensituation habe ein »nie zuvor gekanntes Ausmaß« angenommen, bedauert Staatssekretärin Anne Quart. Deswegen und aufgrund der Risikoeinschätzung des Friedrich-Loeffler-Instituts für Tierseuchenforschung müsse man »gegenwärtig an der landesweiten Stallpflicht festhalten«. Quart sichert aber zu, sie werde mit den Tierhalterverbänden »zeitnah« über die Stallpflicht und über Konsequenzen zum Schutz vor Seucheneinschleppung sprechen.

Die Vogelgrippe sei eine »hohe Belastung« nicht nur für die unmittelbar betroffenen Geflügelhalter, sondern jeweils auch für die Behörden und für die gesamte Region, weiß die Bundestagsabgeordnete Kirsten Tackmann (LINKE). Sie ist von Beruf Tierärztin und hat vor ihrem Wechsel in die Politik beim Friedrich-Loeffler-Institut gearbeitet. Auch in ihrem Wahlkreis in Nordwestbrandenburg sei die Seuche eine »schwerwiegende Belastung«, sagt Tackmann. Sie nennt eins der Probleme: Eier aus Freilandhaltung dürfen nach zwölf Wochen Stallpflicht nicht mehr als solche verkauft werden, was zu Umsatzeinbußen führt. Die Abgeordnete zieht aus alledem die Schlussfolgerung: »Megaställe und extrem hohe regionale Geflügeldichten müssen endlich wirksam verhindert werden.«

Die Grünen veranstalten am kommenden Mittwoch um 18 Uhr im Landtag ein Fachgespräch zu der Frage, ob die Stallpflicht noch zeitgemäß sei. Eingeladen sind Franz J. Conraths vom Loeffler-Institut, Reinhard Jung vom Bauernbund und Eberhard Nakonzer vom Verband der Rassegeflügelzüchter.