nd-aktuell.de / 22.02.2017 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 16

Gutachten entlastet EWE-Chef

Aufsichtsrat entscheidet am Mittwoch über Vertragsende

Oldenburg. EWE-Chef Matthias Brückmann geht nach einer umstrittenen Spende an eine Stiftung von Boxprofi Wladimir Klitschko in die Offensive. Ein von ihm in Auftrag gegebenes Gutachten kommt zum Ergebnis, dass Brückmann mit seiner Spende von 253 000 Euro nicht unrechtmäßig gehandelt hat. »Eine Pflichtverletzung durch Herrn Brückmann lag nicht vor«, schreibt der Rechtswissenschaftler Uwe Schneider von der Universität Mainz. Zum Zeitpunkt der Spendenzusage habe der Vorstand des Energieversorgers über ein Spendenbudget von 500 000 Euro verfügt. Der Konzern wollte sich dazu nicht äußern, dies sei Sache des Aufsichtsrats.

Brückmann hatte 2016 die Summe nach Kiew überweisen lassen, ohne den Finanz- und Prüfungsausschuss des Aufsichtsrates zu informieren. Nach früheren Angaben eines EWE-Sprechers hätte das Gremiums zustimmen müssen. Brückmanns Rechtsanwalt beklagte zudem in einem Schreiben an den Aufsichtsrat, dass seinem Mandanten bei der Sitzung des Gremiums am Mittwoch eine Anhörung verweigert werden solle. Wegen der Affäre empfahl das Präsidium des Aufsichtsrats jüngst die Abberufung Brückmanns, seitdem lässt dieser sein Amt ruhen.

Die Staatsanwaltschaft Oldenburg ermittelt. In einer Mitteilung hieß es, es bestehe der Anfangsverdacht, dass die Spende im Widerspruch mit den konzerninternen Anweisungen zu Spendengewährungen und Sponsoring gestanden haben könnte. Wegen des Verdachts der Untreue ermittelt die Behörde zudem gegen EWE-Vorstand Michael Heidkamp.

Das vorläufige Gutachten in Brückmanns Auftrag kommt nun zu dem Ergebnis, dass kein wichtiger Grund vorliegt, Brückmanns Vertrag fristlos zu kündigen. Er habe seine Pflichten dem Unternehmen gegenüber nicht verletzt.

Der Aufsichtsrat entscheidet am Mittwoch über die Zukunft Brückmanns bei EWE. »Unser Ziel und Auftrag ist es, in dieser Situation weiteren Schaden vom Unternehmen abzuwenden sowie Ruhe und Stabilität wiederherzustellen«, sagte Aufsichtsratschef Stephan-Andreas Kaulvers kürzlich. EWE ist eine nicht börsennotierte Aktiengesellschaft und überwiegend im Besitz von Städten und Landkreisen aus Nordwestdeutschland. Das Unternehmen beschäftigt rund 9000 Mitarbeiter. dpa/nd