nd-aktuell.de / 23.02.2017 / Politik / Seite 7

Hisbollah fest im Visier von Israels Militär

Vermutlich Luftangriff auf Waffenlager bei Damaskus

Tel Aviv. Israelische Kampfflugzeuge haben nach Angaben von Menschenrechtlern Waffenlager nahe der syrischen Hauptstadt Damaskus angegriffen. Mindestens sechs Raketen seien am Mittwoch in einem Gebiet nördlich von Damaskus in Depots eingeschlagen, so die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.

Es sei unklar, ob das Waffenlager den syrischen Regierungstruppen oder der mit der Regierung verbündeten libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah gehöre. Eine offizielle Stellungnahme aus Damaskus gab es zunächst nicht. »Wir reagieren nicht auf solche Berichte«, sagte auch eine israelische Militärsprecherin in Tel Aviv.

Aus libanesischen Sicherheitskreisen erfuhr die Deutsche Presse-Agentur, dass der Angriff einer Waffenlieferung für die Hisbollah gegolten habe. Die syrische Regierung hatte Israel in der Vergangenheit bereits mehrfach vorgeworfen, Angriffe auf Ziele bei Damaskus zu fliegen. Die Angriffe erfolgen in der Regel von außerhalb des syrischen Luftraumes.

Israels Verteidigungsminister Avigdor Lieberman hatte im Dezember erklärt, es gebe für Israel »rote Linien«, die nicht überschritten werden dürften. Dazu gehörten der Schmuggel hochmoderner oder chemischer Waffen an seinen Erzfeind Hisbollah. Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah hatte Israel zuletzt mit Raketenangriffen auf den Atomreaktor in Dimona und Ammoniaklager in Haifa gedroht. Israels Verteidigungsminister Avigdor Lieberman riet Nasrallah daraufhin, »lieber in seinem Bunker zu bleiben«.

Israel und die Hisbollah hatten sich 2006 einen einmonatigen Krieg geliefert. Seitdem lebt Nasrallah weitgehend im Versteck, um sich vor Anschlägen zu schützen.

Die israelische Zeitung »Jediot Achronot« berichtete am Sonntag unter Berufung auf Informationen westlicher Geheimdienste, es sei der Hisbollah gelungen, bis zu acht russische Schiffsabwehrwaffen zu erlangen. Die Marschflugkörper des Typs Jachont mit einer Reichweite bis 300 Kilometer könnten Israels militärische Überlegenheit gefährden. Man verfüge gegenwärtig über kein Abwehrsystem, das diese Flugkörper stoppen könnte.

Im vergangenen Monat hatte Lieberman gesagt, der nächste Krieg werde »weitergehen, bis die andere Seite die weiße Flagge hisst«. Es werde keine Konflikte mehr »mit halber Kraft oder mit Viertelkraft gaben«. »Wir werden nicht in der Mitte anhalten - das sind diesmal die Anweisungen an die israelische Armee.« dpa/nd