nd-aktuell.de / 13.03.2017 / Kultur / Seite 15

Mosekunds Montag

Wolfgang Hübner

In der Zeitung hatte Herr Mosekund von einem Klärwerk gelesen, in dem mit Hilfe von Mozart-Melodien die biologischen Vorgänge beschleunigt werden. Die Harmonien des Meisters seien so vollkommen, dass sie die Bakterien zu erhöhter Arbeitsgeschwindigkeit animierten. Man vermute nun, dass man auch die menschliche Verdauung auf diese Weise anregen könne. So ein Unsinn, dachte Herr Mosekund und dabei fiel ihm ein, dass er seine Mozart-Plattensammlung lange nicht mehr angerührt hatte. Er holte sie heraus, machte es sich gemütlich und hörte all die wunderbaren Sinfonien, Konzerte und Opern. Als Herr Mosekund bei der »Zauberflöte« angelangt war, spürte er ein seltsames Ziehen im der Magengegend; vorsichtshalber begab er sich in den Sanitärbereich, und als die Königin der Nacht anhob, verrichtete sie in den Eingeweiden des Herrn Mosekund ihr fatales Werk. Entkräftet überlegte er, was die alten Hausmittel dagegen waren: Bananen, Zwieback, Kohletabletten? Ach was, dachte er, das hilft nur eins. Herr Mosekund legte eine Platte von Stockhausen auf und wartete sehnsüchtig auf Erlösung.