nd-aktuell.de / 15.03.2017 / Politik / Seite 12

Schülerticket hessenweit

Große Zustimmung über neuen Fahrausweis / LINKE kritisiert Preisgestaltung

Hans-Gerd Öfinger

In Hessen wird zum 1. August und damit ab Beginn des kommenden Schuljahres 2017/2018 ein neues landesweites Schülerticket für alle Bahnen und Busse des Regional- und Nahverkehrs eingeführt. Einen entsprechenden Beschluss hat der Aufsichtsrat des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) dieser Tage gefasst. Die offizielle Zustimmung des Nordhessischen Verkehrsverbunds (NVV) wird für Donnerstag erwartet.

In den Genuss des Tickets kommen neben den Schülern an staatlichen und privaten Bildungseinrichtungen auch Auszubildende, Praktikanten, Volontäre, Beamtenanwärter, Wehr- und Zivildienstleistende sowie Teilnehmer an einem freiwilligen sozialen Jahr oder ähnlichen freiwilligen Diensten. Das in Form einer modernen Chipkarte ausgegebene eTicket soll im freien Verkauf 365 Euro im Jahr und damit einen Euro pro Tag kosten. Es kann aber auch in zwölf Monatsraten zu je 31 Euro bezahlt werden. Das Ticket berechtigt nach RMV-Angaben zur Benutzung aller Verkehrsmittel, die in die Angebote der Verkehrsverbünde einbezogen sind, also Bussen, S-Bahnen, Straßenbahnen, U-Bahnen und Regionalzügen einschließlich Nachtbus- und Schnellbuslinien. Ausgeschlossen sind lediglich Fernverkehrszüge der Deutschen Bahn AG und des privaten Anbieters Locomore, dessen Fernzug von Stuttgart nach Berlin auch fünf hessische Bahnhöfe anfährt.

Der Geltungsbereich des Schülerticket entspricht dem des herkömmlichen Hessentickets. Somit umfasst es neben der gesamten Fläche des Sechs-Millionen-Landes aufgrund geografischer Besonderheiten auch angrenzende Landstriche und Städte wie Mainz (Rheinland-Pfalz), Eberbach (Baden-Württemberg) und Warburg (Nordrhein-Westfalen), die unter Umständen als Umsteige- und Durchfahrtsbahnhöfe für Fahrten von Hessen nach Hessen in Frage kommen.

Mit dem Schülerticket reduzieren sich in etlichen Städten und Landkreisen die bisherigen Preise für die Benutzung von Bussen und Bahnen deutlich. So kostete die Beförderung in den größten hessischen Städten für Schüler in Frankfurt und Wiesbaden bislang 417,90 bzw. 539 Euro pro Jahr und damit deutlich mehr. Anderswo, so etwa in Offenbach, Darmstadt oder Bad Homburg, sind die lokalen Schülertickets bisher allerdings preisgünstiger als das künftige Schülerticket.

Aus RMV-Sicht schafft das Schülerticket Anreize zur verstärkten Nutzung öffentlicher Busse und Bahnen. »Jugendliche und junge Erwachsene erfahren den öffentlichen Nahverkehr als verlässliche Alternative zum eigenen Auto oder zum Elterntaxi«, so RMV-Geschäftsführer Knut Ringat. Neben der schwarz-grünen Landesregierung begrüßten auch die Oppositionsparteien das neue eTicket als Schritt in die richtige Richtung. Allerdings seien Preissteigerungen in einzelnen Orten eine »nicht akzeptable Belastung für Schüler und Eltern«, monierte die hessische Linksfraktion und forderte »auf mittlere Sicht« einen Nulltarif. 30 Euro im Monat lägen immer noch über dem gesamten Hartz-IV-Satz für die Mobilität eines Erwachsenen, so Fraktionschefin Janine Wissler.

»Freie Fahrt für alle darf nicht nur für die Landesbeschäftigten gelten« meint Wissler und erinnert daran, dass ab Anfang 2018 für alle beim Land Hessen beschäftigten Arbeiter, Angestellten und Beamten der Dienstausweis hessenweit zur freien Benutzung aller Bahnen und Busse des Nah- und Regionalverkehrs berechtigt, während ihre schulpflichtigen Kinder weiter für Bus und Bahn zahlen müssen.