nd-aktuell.de / 22.03.2017 / Berlin / Seite 10

Der Regenwald kommt nach Friedrichsfelde

Im April fällt der Startschuss für den Umbau des Alfred-Brehm-Hauses im Tierpark

Steffi Bey

Das Plakat am Eingang gibt die Orientierung für die Zukunft: »Regenwald in Sicht!« steht darauf geschrieben. Was die Besucher ab Ende nächsten Jahres im Alfred-Brehm-Haus erwartet, kann sich sehen lassen: »Wir möchten hier die ganze Vielfalt von Lebensformen im Regenwald zeigen«, kündigt Kurator Christian Kern an. Das bedeutet einerseits den Abschied von den Löwen, die nicht in das neue Konzept passen, sowie von anderen Großkatzen, für die der Platz dann nicht mehr ausreicht. Andererseits ziehen ganz neue tropische Bewohner in das 1963 eröffnete Gebäude ein.

Doch bevor es soweit ist, rücken die Bauarbeiter an. Seit ungefähr zwei Jahren laufen die Vorbereitungen für das erste Umbauprojekt eines großen Tierhauses in Friedrichsfelde. Christian Kern gehört zum Planungsteam, das aus Zoologen, Tierpflegern, Architekten und dem Tierparkdirektor Andreas Knieriem besteht. »Vor mehr als 50 Jahren war das Alfred-Brehm-Haus das modernste Raubtierhaus seiner Zeit, doch inzwischen gibt es andere Anforderungen an die Haltung von Großkatzen«, erklärt der Biologe. Deshalb wird der denkmalgeschützte Bau jetzt tiergerecht umgestaltet. Ein wichtiger Ausgangspunkt: Der Tierbestand reduziert sich. »Lebten vor der Entscheidung zum Umbau 19 Katzenarten und -unterarten im und am Alfred-Brehm-Haus, sind es danach nur noch acht«, so Christian Kern.

Doch die Tiere, auf die künftig verzichtet wird, lagert der Tierpark nicht einfach nur aus: Der Kurator sucht vielmehr gemeinsam mit den Koordinatoren der europäischen Erhaltungszuchtprogramme für jedes Tier den richtigen Umzugsort. Drei Indische Löwen zogen 2016 beispielsweise in Zoos nach Frankreich, Ungarn und in die Niederlande um.

Künftig konzentriert sich das ganze Haus auf Bewohner des tropischen Regenwaldes. Dazu gehören die vom Aussterben bedrohten Hinterindischen und Sumatra-Tiger sowie Java-Leoparden, Nebelparder, Asiatische Großkatzen und Malaienbären. Die bereits im Tierpark beheimateten Bären ziehen in eines der beiden Innengehege mit der einzigartigen Natursteinwand, wo bislang Löwen untergebracht waren. »Ein Naturboden wird eingebaut, dazu Kletterbäume integriert und die vorhandene Begrenzungsmauer entfernt«, sagt der Kurator. Besucher können die Bewohner künftig durch eine Glasscheibe beobachten. Außerdem bekommen die Malaienbären eine moderne, 600 Quadratmeter große, Außenanlage.

Vor allem dem Engagement der Fördergemeinschaft von Tierpark und Zoo sowie der Stiftung Hauptstadtzoos ist es zu verdanken, dass dieser neue Bereich für die Malaienbären entsteht. Stiftung und Förderverein spendeten dafür bereits 325 000 Euro. »Wir wollen noch weitere 150 000 Euro bereitstellen«, sagt Vereinsvorsitzender Thomas Ziolko. Denn jede Verbesserung der Tierhaltung sowie der Tieranlagen erfordere ein zusätzliches finanzielles Engagement. »Bei der Bewältigung der bevorstehenden Aufgaben ist es wichtig, dass Menschen und Institutionen ihre bürgerschaftliche Verantwortung wahrnehmen und aktiv den Tierpark Berlin unterstützen«, sagt Ziolko.

Auch die Tropenhalle erhält ein attraktiveres Aussehen mit vielen neuen Pflanzen und Tieren. Schließlich soll dort der Regenwald-Eindruck am intensivsten sein. Auf dem Baumwipfelpfad sind Terrarien mit Insekten und Amphibien vorgesehen. Flughunde und Vögel, die bereits dort leben, bleiben. Dazu kommen unter anderem Krokodile. In den insgesamt sechs Vogelvitrinen auf beiden Seiten des Alfred-Brehm-Hauses leben künftig verschiedene Reptilien. Die Unterkünfte erhalten naturnahe Felsrückwände.

Begeistert berichtet Kurator Kern von der neuen Außenanlage, die für die Goodfellow-Baumkängurus entsteht: »Wir zeigen damit wieder Säugetiere, die im Tierpark seit rund 20 Jahren nicht gehalten wurden.«

Die zwei nicht mehr funktionsfähigen historischen Brunnen, mit den wundervoll blauen Mosaiksteinen, passen ebenso ins neue Konzept. Sie werden mit drei Pflanzinseln bestückt, auf denen sich Weberameisen heimisch fühlen. Neu gestaltet wird ebenso der Vorplatz des Alfred-Brehm-Hauses: der alte Betonboden aufgebrochen und große Bambuspflanzen platziert. Für die gesamte große Baumaßnahme sind rund sechs Millionen Euro veranschlagt.