nd-aktuell.de / 27.03.2017 / Kultur / Seite 15

Mosekunds Montag

Wolfgang Hübner

Als Herr Mosekund mit einem Freund ein Antiquariat aufsuchte, erstarrte dieser. In den Händen eines anderen Kunden hatte er eine seltene bibliophile Ausgabe eines Buches entdeckt, das er schon seit langem zu besitzen wünschte. Zum Schein in irgendeinem Band blätternd, beobachtete er atemlos, wie der Mann das Buch begutachtete. Schließlich stellte der es wieder ins Regal und verließ das Geschäft. »Das ist ja gerade noch einmal gut gegangen«, atmete der Freund auf und rieb sich voller Vorfreude die Hände. »Es wäre ja auch ein toller Zufall, wenn Ihnen diese Rarität innerhalb weniger Minuten gleich zweimal vor der Nase wegschnappt würde«, sagte Herr Mosekund, dem das Buch ebenfalls ausnehmend gut gefiel. »Was heißt hier zweimal?«, fragte der Freund. Statt einer Antwort ging Herr Mosekund entschlossen auf das Regal zu, ergriff das Buch und schritt zur Kasse.