Drei Dörfer im Revier dürfen stehen bleiben

Neuer Eigentümer LEAG dampft in der Lausitz die alten Pläne des Energiekonzerns Vattenfall ein

»Wir begrüßen diese längst überfällige Entscheidung«, reagierte Brandenburgs Linksfraktionschef Ralf Christoffers am Freitag. Seine Partei habe seit langem erklärt, dass der Tagebau Jänschwalde-Nord nicht notwendig sei, um eine sichere Energieversorgung zu gewährleisten, erinnerte er.

Am Donnerstag hatte die Lausitzer Energie AG (LEAG) ein am selben Tage beschlossenes Revierkonzept für die kommenden 25 bis 30 Jahre bekanntgemacht. Demnach entfällt der geplante Tagebau Jänschwalde-Nord, und die LEAG verzichtet auch auf die Tagebaue Bagenz-Ost und Spremberg-Ost. Dagegen soll die Kohleförderung im Tagebau Nochten in Sachsen und eventuell auch im Tagebau Welzow-Süd in Brandenburg ausgeweitet werden. Hier trifft es zusammen etwa 1000 Anwohner, die umgesiedelt werden müssten.

Noch bis voraussichtlich 2023 soll Braunkohle aus dem bestehenden Tagebau Jänschwalde gefördert werden. Wenn diese Kohle aufgebraucht ist, soll das Kraftwerk Jänschwalde danach noch für acht bis zehn Jahre mit Brennstoff aus dem Süden des Reviers beliefert werden. Der einst ins Auge gefasste Ersatzneubau des Kraftwerks entfällt.

»Auch die Tagebaue Welzow-Süd II und Nochten 2 werden nicht mehr gebraucht«, beschwerte sich René Schuster von der Grünen Liga. Er wünscht sich einen schlüssigen und mit dem Klimaschutz vereinbaren Ausstiegsplan, fürchtet aber, die Energie AG werde »lieber auf Kosten der Region weiter pokern«.

»Der Abschied der LEAG vom Tagebau Jänschwalde-Nord war ein längst überfälliger Schritt, der unsere Dörfer Grabko, Kerkwitz und Atterwasch vor der Zwangsumsiedlung und Groß Gastrose und Taubendorf vor einer unzumutbaren Randlage bewahrt«, meinte Peter Jeschke, CDU-Bürgermeister der Gemeinde Schenkendöbern, zu der die genannten Ortsteile gehören. Das fast zehnjährige Planverfahren habe »viel Leid und Unsicherheit über unsere Gemeinde gebracht«. Neue Tagebaue sollten im Landesentwicklungsplan ausgeschlossen werden. »Diese Sicherheit ist uns die Landesregierung nach der jahrelangen Hängepartie schuldig«, sagte Jeschke.

Das Revierkonzept habe keine direkten Auswirkungen auf die rund 8000 Beschäftigten, versicherte der LEAG-Vorstandsvorsitzende Helmar Rendez. Betriebsbedingte Kündigungen seien bis Ende 2020 ausgeschlossen.

Die wirtschaftliche Situation in der Region werde sich verschlechtern, bedauerte Peter Dreißig, Präsident der Handwerkskammer Cottbus. »Etliche Handwerksbetriebe, die heute als Zulieferer und Dienstleister des Energiekonzerns tätig sind, werden davon betroffen sein.«

Wirtschaftsminister Albrecht Gerber (SPD) interpretierte das Revierkonzept als Garanten für Stabilität in der Lausitz. Die LEAG habe sich »klar zur Braunkohleverstromung bekannt«, urteilte Gerber. Tatsächlich hatte Rendez derartiges geäußert. Die erneuerbaren Energien sind nach Ansicht des Wirtschaftsministers weit davon entfernt, Industrie und private Haushalte sicher und zu international wettbewerbsfähigen Preisen mit Strom versorgen zu können. Gerber sagte: »Wer also einen schnellen und willkürlichen Kohleausstieg fordert, der versenkt das eigene Schiff, bevor der Zielhafen auch nur in Sichtweite gekommen ist.«

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