nd-aktuell.de / 14.04.2017 / Politik

Ostermärsche beginnen mit verhaltener Beteiligung

Bundesweit mehr als 90 Veranstaltungen und Aktionen am Wochenende geplant

Berlin. Mit einem eher geringen Zulauf haben die diesjährigen Ostermärsche begonnen. Im westfälischen Gronau beteiligten sich am Freitag etwa 250 Menschen an einer Demonstration zur dortigen Urananreicherungsanlage, wie eine Polizeisprecherin sagte. Der Protest gegen Urananreicherung und Uranexporte, zu dem rund 30 Organisationen aufgerufen hatten, sei friedlich verlaufen. Ebenfalls friedlich verlief in Stuttgart ein Ostermarsch, an dem sich laut Polizei allerdings nur 35 Menschen beteiligten.

Insgesamt hofft die Friedensbewegung bis Ostermontag auf etwas mehr Teilnehmer als in den vergangenen Jahren. Mit bundesweit mehr als 90 Veranstaltungen lag die Zahl der Anmeldungen zu den Ostermärschen etwas über dem Vorjahr, so das Netzwerk Friedenskooperative. Als zentrale Themen sieht die Kooperative den Krieg in Syrien, die Bedrohung durch Atomwaffen, deutsche Rüstungsexporte und die zunehmende Aufrüstung.

Am Karsamstag sollten unter anderem in Berlin, Leipzig, Gießen, an der US-Kaserne im bayerischen Ansbach, in München, Flensburg, Wolfsburg und Saarbrücken Ostermärsche stattfinden. In Duisburg sollte der Ostermarsch Rhein-Ruhr beginnen, der zu Fuß und mit dem Fahrrad bis Ostermontag andauern und unter anderem durch Düsseldorf, Essen, Gelsenkirchen und Bochum bis Dortmund gehen sollte.

350 Demonstranten in Bruchköbel

Im hessischen Bruchköbel versammelten sich rund 350 Menschen, wie das zentrale Ostermarschbüro in Frankfurt am Main berichtete. Die Teilnehmerzahl habe damit etwas höher gelegen als im Vorjahr. Ziel des Protests in Bruchköbel war auch der jüngste Abwurf der riesigen Bombe vom Typ GBU-43 durch US-Streitkräfte in Afghanistan. Dies zeige, dass man dort vor allem auf kriegerische Lösungen statt einer zivilen Konfliktbewältigung setze, sagte der Sprecher des Ostermarschbüros, Willi van Ooyen. Kleinere Aktionen waren auch in Biberach, Chemnitz, Dortmund, Gronau sowie am Fliegerhorst Jagel bei Schleswig geplant.

Ver.di-Chef Frank Bsirske ermahnte die Bundesregierung, keinesfalls zugunsten von mehr Rüstung bei der Sozialpolitik zu sparen. »Kanonen statt Rente - das geht nicht«[1], sagte der Vorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Er bezog sich damit auf Forderungen aus der Union, den Wehretat zu erhöhen, und dafür bei Sozialleistungen zu sparen. Bsirske: »Das ist eine Position, die unter gar keinen Umständen akzeptabel ist.« Dafür werde es auch in der Bevölkerung keine Zustimmung geben.

Bis Ostermontag stehen Demonstrationen, Kundgebungen, Radtouren, Wanderungen, Mahnwachen, Friedensfeste und -gebete auf dem Programm der Friedensbewegung. Schwerpunkte sind Großstädte wie Berlin, Hamburg, Frankfurt, München und Stuttgart, aber auch das Ruhrgebiet.

Die Wurzeln der Ostermarschbewegung liegen im Protest gegen das atomare Wettrüsten während des Kalten Krieges. Begonnen hat die Tradition Ende der 1950er Jahre in Großbritannien. Zum ersten Ostermarsch in der Bundesrepublik kamen 1960 etwa 1000 Menschen. 1968 und 1983 erlebten die Ostermärsche hierzulande ihre Höhepunkte mit Hunderttausenden Demonstranten. In den Jahren danach verlor die Bewegung an Zulauf. Agenturen/nd

Links:

  1. http://www.nd-aktuell.de/artikel/1048108.kanonen-statt-rente-ver-di-chef-das-geht-nicht.html