nd-aktuell.de / 18.04.2017 / Berlin / Seite 11

Wohnungen von sozialen Einrichtungen sind häufiger bedroht

Befragung des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes deckt neuen Missstand auf

Martin Kröger

Die Verdrängung in Berlin betrifft nicht mehr nur alteingesessene Bewohner oder Kleingewerbe, sondern jetzt auch soziale Organisationen und Einrichtungen. Dies ergibt sich aus einer neuen Studie des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes. Laut der aktuellen Umfrage sind derzeit insgesamt 97 Wohnungen sozialer Organisationen in Berlin von Kündigung bedroht. Bereits 108 Wohnungen wurden gekündigt. Die Kündigung dieser Wohnungen fällt besonders dramatisch ins Gewicht, weil es nach Angaben der Sozialunternehmen wegen des leer gefegten Immobilienmarktes keine neuen Wohnungen mehr anzumieten gibt. Insgesamt haben die befragten Mitgliedsorganisationen 2728 Wohnungen angemietet.

Die Geschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin, Gabriele Schlimper, forderte angesichts der schwierigen Situation mehr Hilfe vom Senat: »Die Rahmenbedingungen für soziale Organisationen müssen verbessert werden und dafür brauchen wir auch die Unterstützung der Landesregierung«, sagte sie vor Kurzem bei einer Podiumsdiskussion. Als konkrete Maßnahmen schlug Schlimper unter anderem Erleichterungen beim Abschließen von Erbbaupachtverträgen vor, damit die sozialen Träger selbst neu bauen können. Um die Mitglieder des Wohlfahrtsverbandes künftig besser bei Fragen rund um das soziale Wohnen informieren zu können, plant der Verband die Einrichtung einer Beratungsstelle. Auch dabei sei ein Engagement des Landes Berlin willkommen, hieß es.

Rot-Rot-Grün hat den Hilferuf der Sozialverbände unterdessen vernommen. »Wir können der Herausforderung des fehlenden Wohn- und Gewerberaums im sozialen Bereich nur gemeinsam begegnen«, erklärte Bausenatorin Katrin Lompscher (LINKE). Neben den städtischen Wohnungsbaugesellschaften brauche man auch die Unterstützung privater Vermieter. Doch eben jene Privaten kündigen derzeit am häufigsten. Rund 70 Prozent der von den Befragten angemieteten Wohnungen gehören privaten Eigentümern.