Run auf mexikanische Aktien

Starker Kursanstieg und ein Rekord beim Anteil ausländischer Investoren

Trotz der politischen Turbulenzen im Zuge der Präsidentschaftswahlen vom August 2006 hat der mexikanische Börsenindex IPC deutlich zugelegt. Und die Prognosen für den zweitwichtigsten Börsenplatz Lateinamerikas nach São Paulo sind auch für dieses Jahr optimistisch.

Zu Beginn dieses Jahrtausends stand der mexikanische IPC-Aktienindex bei rund 7000 Punkten; aktuell weist die Anzeigentafel im Börsensaal von Mexiko-Stadt rund 28 000 Punkte aus. Und die Kurse kennen anscheinend nur eine Richtung: arriba, aufwärts. 49 Prozent Zuwachs standen 2006 unter dem Strich, in den Jahren davor waren es 38 und 47 Prozent. Und Analysten etwa der US-Investmentbank JP Morgan und der Rating-Agentur Standard & Poor's blicken ungetrübt in die Zukunft. Mexiko bleibe weiter ein attraktiver Finanzplatz, so das Credo. Verantwortlich dafür sind die niedrigen Zinsen und auch das unter Investoren stark gestiegene Interesse an den »aufstrebenden Märkten« der Schwellenländer. Zudem locken der schwache Dollar, die anhaltend hohen Rohstoffpreise und die positiven Bilanzen großer mexikanischer Unternehmen internationales Kapital an. Rund 30 Prozent der mexikanischen Aktien befinden sich derzeit in den Händen ausländischer Investoren - eine Rekordmarke. Und die wird aller Voraussicht nach weiter steigen, denn Wirtschaft und Börse haben auch während der Turbulenzen im Zuge der Präsidentschaftswahlen vom August 2006 Stabilität bewiesen. Ein Grund dafür waren neben den guten Firmenbilanzen auch die vollen Kassen der Regierung. Die speisen sich nicht nur aus hohen Steuereinnahmen, sondern auch aus dem Erdölreichtum des Landes. Angesichts der hohen Weltmarktpreise kann Mexiko seit Jahren hohe Einnahmen aus dem Verkauf des schwarzen Goldes verbuchen. Ein warmer Regen, der auch zur Stabilität der Landeswährung Peso beitrug. Und auch die Inflationsrate ist mit vier Prozent für mexikanische Verhältnisse im grünen Bereich. Eine weiter kräftig sprudelnde Devisenquelle sind die gestiegenen Dollar-Überweisungen von Mexikanern aus dem Ausland, vornehmlich den USA, die 2006 bei 24 Milliarden US-Dollar lagen. Längst liegen die so genannten Remesas, die nicht nur zahlreiche Familien, sondern ganze Dörfer und Regionen über Wasser halten, über der Summe der Direktinvestitionen. Dabei ist Mexiko mit Direktinvestitionen von 17 Milliarden US-Dollar nach Brasilien 2006 der attraktivste Investitionsstandort des Kontinents und eine ökonomische Lokomotive für Nachbarn im Süden. Viele dieser Länder übertrumpfen das ökonomische Schwergewicht im Norden jedoch bei den Konjunkturdaten. Um 4,6 Prozent wuchs das Bruttoinlandsprodukt Mexikos. 6,8 Prozent waren es in Costa Rica, 7,5 Prozent in Panama, weiter südlich in Kolumbien und Venezuela 6 bzw. sogar 10 Pro- zent. Mehr wirtschaftliche Dynamik wünscht man sich auch in Mexiko-Stadt. Doch unter der Regie von Vicente Fox, des konservativen Vorgängers von Felipe Calderón, wurden die heißen Eisen - die Steuerreform und die Neuordnung des Erdölsektors - nicht angepackt. Immerhin sorgte die positive Konjunktur im vergangenen Jahr für eine Reduzierung der Armutsquote, wie die UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (CEPAL) in ihrem Jahresbericht feststellt. Die sinkende Arbeitslosigkeit ist dafür ein wesentlicher Grund. Bei einer gleichmäßigeren Verteilung der Einkommen hat Mexiko aber sehr wohl noch Nachholbedarf; dabei könn...

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