Käufer für 7,5 Prozent EADS-Anteile

Konsortium für DaimlerChrysler-Paket / Warnstreiks in Frankreich gegen Sparprogramm

  • Ralf Klingsieck, Paris
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Im Kampf zwischen Frankreich und Deutschland um Einfluss bei der EADS-Tochter Airbus hat jetzt ein Kosortium die von 15 privaten und staatlichen Investoren bislang von DaimlerChrysler gehaltene 7,5 Prozent EADS-Anteile im Wert von 1,5 Millliarden Euro übernommen.

Nach monatelangem Ringen über das Konsortium steigen auf privater Seite die Allianz, die Commerzbank, Crédit Suisse, die Deutsche Bank und Goldman Sachs ein und übernehmen 60 Prozent des von DaimlerChrysler verkauften Pakets. Auf staatlicher Seite wollen sich die Bankengruppe KfW, die Bundesländer Hamburg, Niedersachsen, Bremen sowie mehrere öffentliche Banken aus Bayern und Baden-Württemberg mit 40 Prozent engagieren. Unterdessen fürchten auch die französischen Airbus-Beschäftigten um ihre Jobs und sehen mit Bangen dem 20. Februar entgegen, wenn Unternehmenschef Louis Gallois das Sparprogramm Power 8 vorstellt. Im Gegensatz zu Deutschland, wo es im Voraus massive Streiks und Demonstrationen gab, haben sich französische Gewerkschaften für Warnstreiks entschieden, an denen sich 90 Prozent der 21 000 Beschäftigten beteiligten und Kampfbereitschaft signalisierten. Geichzeitig übergaben in allen Departements, wo Airbus-Werke stehen, Mitarbeiter der Präfektur einen Brief an Staatspräsident Jacques Chirac. Darin fordern sie eine Aufstockung des französischen Anteils am Kapital des französisch-deutschen Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS, damit bei strategischen Entscheidungen der Erhalt einheimischer Arbeitsplätze im Vordergrund steht. Der Konzernerbe Arnaud Lagardère will einen Großteil seiner EADS-Aktien verkaufen. Die wurden meist von Privatinvestoren erworben, die kurzfristige Renditen suchten, was nach Ansicht der Gewerkschaften maßgeblich zu den Problemen des A380-Programms geführt hat. Gewerkschaften und Oppositionsparteien sind sich einig, dass der Staat direkt oder indirekt die Hoheit über das Airbus-Unternehmen erlangen muss, weil sich die krampfhafte französisch-deutsche Interessenbalance und das damit verbundene Gezerre um Managerposten als unproduktiv und für die Zukunft von Airbus gefährlich erwiesen hat. Das nährt den Verdacht deutscher Politiker, dass dortige Airbus-Werke der Zentrale in Toulouse untergeordnet werden sollen, und Befürchtungen der Gewerkschaften, dass das Sparprogramm vor allem zu Lasten von bis zu 8000 Arbeitsplätzen ausfallen soll. Dem halten ihre französischen Kollegen entgegen, dass auch in Frankreich Tausende Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen, obwohl bereits massiv »abgespeckt« wurde: Zehn Prozent der Ingenieur-Posten wurden gestrichen, 53 Prozent der Entwicklungsarbeiten erfolgen außerhalb des Unternehmens und 44 Prozent des Produktionsaufwands sind ausgelagert, davon drei Viertel an ausländische Subunternehmen. Dagegen, so die Kritik, behielten die deutschen Airbus-Werke auch nichtstrategische Bereiche im Unternehmen, die die Kosten hochtreiben. Und wo Arbeiten an Subunternehmen abgegeben werden, seien dies fast durchweg deutsche und entsprechend teure. Nach dem, was über Power 8 durchgesickert ist, sollen die Kosten um 30 Prozent gesenkt und hierfür EU-weit 10 000 Stellen abgebaut werden. Bis 2010 will man so fünf Milliarden Euro einsparen und danach die Produktionskosten um jährlich zwei Milliarden Euro senken. Komplette Werksschließungen sind wohl nicht zu erwarten, aber eine Neuverteilung der Aufgaben. Die aufwendige und an politischen Interessen ausgerichtete Aufgliederung der Produktion und der teure »Teile-Tourismus« soll verringert werden. So könnte das Werk Hamburg zwar seine Rolle bei der Endausstattung und Auslieferung des A380 verlieren, dafür aber die komplette Fertigung des in großer Stückzahl gebauten A320 und dann auch des Nachfolgemodells übertragen bekommen. Der Superjumbo A380 könnte künftig weitgehend in Toulouse entstehen und die Rolle dieses Standorts innerhalb des Airbus-Unternehmens soll gestärkt werden. In Frankreich werden die Leidtragenden der Sparpläne vor allem die Beschäftigten der Zulieferfirmen sein, von denen Airbus eine massive Senkung ihrer Preise fordert. Andernfalls würd...

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