Das zwölfte Kamel für Friedrich Merz

Eigentlich hätte Friedrich Merz im Jamama-Palast neben dem König sitzen müssen. Ihm standen die zwölf Kamele zu. Nun hat Abdullah sie Angela Merkel verehrt. Aber eigentlich wäre Friedrich Merz heute Kanzler, wenn alles mit rechten Dingen zugegangen wäre ... Zwölf Kamele aus Gold hat seine Majestät der Bundeskanzlerin zu Füßen legen lassen. Mit einem Schlag ist der deutsche Staatshaushalt saniert. Oder hat Angela Merkel etwas anderes mit dem Schatz vor? Es ist klar, dass ihr allein die Entscheidung obliegt, sie hat auch das Opfer dafür gebracht. Sie hat dem Herrscher zuliebe auf den Abaja verzichtet, den weiten schwarzen Umhang, der in Saudi-Arabien eigentlich Pflicht ist für das schöne Geschlecht. Die kleine Schwäche sei König Abdullah nachgesehen, einmal Angela Merkel live im Hosenanzug bewundern zu wollen. Flugs änderte er das Palastgesetz, und Merkel tat ihm den Gefallen. Zwölf Kamele war dem Herrscher das Vergnügen wert, und einen kleinen Augenblick mag sich die gemeine Zeitungsleserin daheim dem Gedanken hingeben, dass ja auch in ihrem Schrank für Aussortiertes noch solch ein Exemplar zu finden wäre. Nun ja, der saudische Herrscher lässt nicht alle Tage seine Schatzkammern öffnen. Außerdem ist Vorsicht geboten! Noch ist das Geschenk von den Antiterrorspezialisten nicht analysiert, die Gefahr, dass es sich um zwölf trojanische Kamele handelt, nicht ganz vom Tisch. Dem Vernehmen nach werden sie im Kanzleramt abgestellt; was, wenn es dort Nacht wird? Bestenfalls locken sie Neider an. Man denke nur an die 40 Räuber, die auf eine günstige Gelegenheit ja schon lange warten. Unter sie könnte sich künftig auch Friedrich Merz mischen, nachdem die Gelegenheit vertan ist, legal an Staatsgeschenke ranzukommen. Selbst auf die Gefahr hin, dort all den anderen zu begegnen, von Stoiber bis Koch. Die ihn alle im Stich gelassen haben. Sie werden ihn aufnehmen, das Passwort »Sesam, öffne dich« ist längst geändert, der Weg hinaus verschlossen, da braucht es einen mit Steuer-Kenntnissen. Dort, wo man Kamele zu schätzen weiß, wird solch geldgierige Borniertheit freilich mit Verachtung quittiert. Das Kamel verkörpert einen symbolischen Wert - weit über seine praktischen Qualitäten wie Geselligkeit, Anmut des Schritts oder Größe der Wassertanks auf seinem Rücken hinaus. Das Kamel ist anerkannte Tauschwährung beim Erwerb einer neuen Haremsdame wie auch Träger mythologischer Botschaften. Selbst für mathematische Systemanalyse hat Allah das Kamel tauglich gemacht, wie eine arabische Parabel beweist. Nach dieser wollte ein Beduine seinen Söhnen elf Kamele hinterlassen, dem ersten die Hälfte, dem zweiten ein Viertel und dem dritten ein Sechstel der Herde. Alles Rechnen führte zum Streit, es gab keine Lösung, sollten die Tiere leben bleiben. Ein Richter ersann die Lösung. Er lieh den Brüdern ein zwölftes Kamel, nun ging die Rechnung auf. Der erste erhielt sechs, der zweite drei und der dritte zwei Tiere. Das zwölfte Kamel wurde danach nicht mehr gebraucht und konnte zurückgegeben werden. Erinnert diese frappierende Lösung nicht an verblasste, aber seinerzeit legendäre Bierdeckel-Steuerrechnungen? Handelt es sich bei dem Geschenk um einen Abwerbeversuch? Würde sich Angela Merkel ihrem Geschenk nur einen Augenblick mit dem gebotenen Ernst widmen, müsste sie eigentlich ihren Krisenstab zusammentrommeln. Will der Monarch nur Friedrich Merz? Oder will er irgendwann das zwölfte Kamel zurück? Just nach dem Besuch der Kanzlerin in Riad gab Merz bekannt, er wolle seinen Halbtagsjob im Bundestag an den Nagel hängen. Zufall? Seinen bisherigen Posten in der Wirtschaft will er ein weiteres Dutzend hinzufügen, man könnte sagen, Merkel zum Trotz quasi für jedes goldene Kamel einen. Angeblich will er ja sogar eine neue Partei gründen, die alten Wege der Parteienfinanzierung jedoch sind ausgetreten und lassen große Sprünge nicht zu. Merz ist mit allen Wassern gewaschen, die in Aufsichtsratssitzungen jemals gereicht worden sind. Wenn überhaupt jemand die Formel rauskriegt, wie man ein Kamel durch ein Nadelöhr bekommt, dann er. Er wird einen Weg finden, nicht nur das zwölfte Kamel zu retten. Sondern einen für die ganze kleine güldene Herde. Hinaus aus dem Kanzleramt und direkt hinein in eine Merzsche Steueroase. Der Merkel geschieht das recht, denn eigentlich wäre Friedrich Merz heute Kanzl...

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