nd-aktuell.de / 25.04.2017 / Wirtschaft und Umwelt

Ermittlungen bei Mifa wegen Insolvenzverschleppung

Strafanzeige bei Staatsanwaltschaft in Halle/Saale eingegangen

Sangerhausen. Hat der Mifa-Retter von einst die neue finanzielle Schieflage des Fahrradbauers aus Sangerhausen zu lange ignoriert? Nach der erneuten Pleite der Traditionsmarke ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Vorwurfs der Insolvenzverschleppung. Es sei eine entsprechende Strafanzeige eingegangen, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft in Halle auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Der Verdacht richte sich gegen den Mifa-Eigentümer Heinrich von Nathusius. Weitere Details wollte die Sprecherin nicht nennen. Wann mit ersten Ergebnissen der Ermittlungen gerechnet werden könne, sei unklar. Von Nathusius war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Mifa blickt auf eine 110 Jahre alte Tradition zurück - und auf mehrere Rückschläge. Erst 2014 war die Firma aus der Pleite gerettet worden - vom erfahrenen Unternehmer Heinrich von Nathusius. Er hatte nach der Wiedervereinigung bereits das Ifa-Gelenkwellenwerk in Haldensleben übernommen. Heute ist Ifa Rotorion als Autozulieferer nach eigenen Angaben europäischer Marktführer für Längswellen.

Auch für Mifa hatte der Unternehmer große Pläne: Das kostengünstigste Werk Europas sollte entstehen und der Billig-Konkurrenz aus Fernost trotzen. Großaufträge von namhaften Kunden wurden eingesammelt. 400.000 Räder fertigte der Betrieb zuletzt pro Jahr, für Discounter und den Fachhandel. Für 17 Millionen Euro baute von Nathusius ein neues Werk am Stadtrand von Sangerhausen. Mitten in den Umzug in die neuen Hallen platzte Anfang des Jahres die Nachricht der erneuten Insolvenz.

Seitdem ist die finanzielle Situation äußerst angespannt. Ein mit vielen Beteiligten ausgehandeltes Konzept für eine Sanierung in Eigenregie platzte kurz nach der Hiobsbotschaft, weil die Familie von Nathusius die Zusage für einen Kredit zurückzog. Großaufträge brachen weg. Die Belegschaft musste geschrumpft werden. Inzwischen arbeitet nur noch ein Viertel der einst 520 Beschäftigten im Werk.

Der erfahrene Insolvenzverwalter Lucas Flöther aus Halle ist zum zweiten Mal seit 2014 auf der Suche nach einem Investor für Mifa. Die Gespräche mit zwei ernsthaften Interessenten gingen gut voran, hieß es zuletzt. Bis zum Sommer soll eine Lösung gefunden sein. dpa/nd