Mitbürger Murat Kurnaz

Dass Murat Kurnaz nach der Rückkehr in seine Heimatstadt Bremen überlegt, die deutsche Staatsbürgerschaft zu beantragen, ist nur zu verständlich. Er ist hier geboren und hat hier sein ganzes Leben verbracht - bis auf die Jahre, die er von den USA, völkerrechtswidrig verschleppt, in Guantanamo festgehalten, gedemütigt, ja gefoltert wurde. Dass sich Bundeskanzlerin Merkel, ganz anders als ihr Amtsvorgänger Schröder, für Kurnaz' Freilassung eingesetzt hat, mag ihn im Wunsch, nun »Deutscher« zu werden, bestärkt haben. Zumal sich die Türkei, deren Staatsbürger er ist, offenbar auch nicht für ihn eingesetzt hatte. All das wäre kaum der Erwähnung, geschweige denn einen Kommentar wert. Hätten nicht Politiker von Union und SPD in »Bild« unter dessen Millionen Lesern erneut Stimmung gegen Kurnaz gemacht. Zwar auf subtile, aber gerade daher üble Weise. Natürlich hat Herr Schönbohm (CDU) Recht, dass es im Fall Kurnaz »noch eine Reihe offener Fragen gibt«. Darunter folgende: Warum ließen Schily, Steinmeier & Co. Kurnaz in Guantanamo leiden, obwohl die Geheimdienstexperten selbst der USA sicher waren, dass er unschuldig ist? Oder: Wer lancierte dennoch den Kurnaz stigmatisierenden, vorverurteilenden Begriff »Bremer Taliban«? Keine Frage, dass vor der Einbürgerung auch bei Kurnaz geprüft werden muss, wie er zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung steht, was Herrn Geis (CSU) umtreibt. Freilich müssen sich gerade in diesem Fall auch Politiker fragen lassen - wie sie zur Menschenwürde stehen. Doch Herr Wiefelspütz (SPD) spricht von »Sicherheitsbedenken«, er hätte damit ein Problem...

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