Jeder zehnte Schüler geht ohne Abschluss

Nach Bremer Vorbild soll in Ostercamps freiwillig Deutsch und Mathematik gepaukt werden

  • Bernd Baumann
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.
Immer mehr Jugendliche in Brandenburg verlassen die Schule ohne einen Abschluss. In den meisten Fällen haben sie deswegen kaum noch eine Chance auf einen Ausbildungsplatz und damit keine berufliche Perspektive. Die Jugendlichen erhalten keinen Job und reihen sich in das Heer der Hartz IV-Empfänger ein. Selbst mit guten Noten ist es schon schwer, eine Lehrstelle zu ergattern. Inzwischen hat fast jeder zehnte Schulabgänger im Land keinen Abschluss. Betroffen sind deutlich mehr Jungen als Mädchen. Während im Sommer vor zweieinhalb Jahren 3268 Schüler den Abschluss nicht schafften, waren es ein Jahr später bereits 3397. Brandenburg liegt im bundesweiten Vergleich auf einem traurigen Spitzenplatz. In Thüringen, Sachsen oder Schleswig-Holstein zum Beispiel sieht es in dieser Hinsicht viel besser aus. In Brandenburg kommen zu den Jugendlichen ohne Abschluss alljährlich noch rund 6000 Sitzenbleiber hinzu, die wegen ihrer besonders schlechten Leistungen das Schuljahr wiederholen müssen. Bei vielen von ihnen ist zu fürchten, dass sie den Abschluss auch im zweiten Anlauf nicht schaffen. Alle Fraktionen im Landtag kritisieren seit Jahren, dass der Unterricht oft ausfällt. Weil die Lehrer krank sind oder an Lehrgängen teilnehmen, werden die Schüler nach Hause geschickt oder sollen sich selbst beschäftigen. Das Lernen bleibt dabei auf der Strecke. Allein im Schuljahr 2004/2005 fielen von den geplanten 7,8 Millionen Unterrichtsstunden an allen märkischen Schulen rund 180 000 total aus. Weitere 570 000 Stunden wurden nicht planmäßig unterrichtet. Ein Vertretungslehrer sprang ein. Der Landtag forderte das Bildungsministerium auf, mehr Lehrer für Vertretungsstunden einzusetzen. Schließlich trat die Koalition aus SPD und CDU im Herbst 2004 nach den schlechten PISA-Ergebnissen mit dem Ziel an, mehr für die Bildung zu tun. An mehr als einem Dutzend Schulen läuft inzwischen der Modellversuch »Produktives Lernen«, der sich vor allem an Schulschwänzer richtet, die seit einem halben Jahr oder noch länger nicht mehr am Unterricht teilgenommen haben. Dann gibt es noch die so genannten Ostercamps. Auf Antrag des Landtages will das Bildungsministerium dafür spätestens bis zur Jahresmitte ein Konzept vorlegen. Rund um die Osterfeiertage sollen lernschwache und bei der Versetzung auf der Kippe stehende Schüler zusammenkommen, um vor allem Deutsch und Mathematik zu pauken. Übernehmen will Brandenburg die Idee der Camps aus Bremen. Dort läuft das seit mehreren Jahren erfolgreich. Die Teilnahme ist...

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