Gen-Produkte beschädigen das Ansehen

Agrarminister: Kunden wollen keine manipulierten Lebensmittel / Die Linke weist auf Risiko bei Futter hin

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 3 Min.
Agrarminister Dietmar Woidke (SPD) hat sich - im Unterschied zu seinem Amtsvorgänger Wolfgang Birthler (SPD) - klar gegen gentechnisch veränderte Feldfrüchte positioniert. Er wolle weder von Gesundheitsgefahren noch ökologischen Schäden reden, sagte Woidke. »Vielmehr befürchte ich in der Tat einen Imageschaden.« Weder bei Lebens- noch bei Futtermitteln »brauchen wir gentechnisch veränderte Produkte«, unterstrich er. Davon habe er sich auch am Rande der Grünen Woche in vielen Gesprächen überzeugen können. »Brandenburg hat seinen guten Ruf zu verlieren«, warnte Woidke. Er verwies darauf, dass zehn Prozent der Flächen ökologisch bewirtschaftet werden. Das Land sei ein beliebter Standort für die Agrotechnik, ein Land des Naturschutzes und der Naturerhaltung. »Der Einsatz der Gentechnik kann hier möglicherweise viel Schaden anrichten.« Die Zukunft des ländlichen Raumes sei eng verknüpft mit der Erzeugung solcher Produkte, »die vom Verbraucher auch gekauft werden«. Die Kunden wollen aber keine gentechnisch veränderten Produkte, ist Woidke überzeugt. Allerdings warb der Minister dafür, »die Chancen und Vorteile der Gentechnik auf anderen Anwendungsgebieten nicht außer Acht zu lassen«. Im vergangenen Jahr sind in Brandenburg für über 50 Flurstücken mit insgesamt mehr als 760 Hektar Umfang für den Anbau gentechnisch veränderte Feldfrüchte angemeldet worden. Allerdings sind die Anmeldungen für 14 Flurstücke inzwischen wieder zurückgezogen worden. Die meisten Anmeldungen wies Märkisch-Oderland mit 19 auf, gefolgt von Oberhavel mit 9 Anmeldungen und Elbe-Elster mit 8 Anmeldungen. In der Prignitz und im Havelland wurden keine Felder für gentechnisch veränderte Produkte ausgewiesen. Vereinzelte Anmeldungen in den Kreisen Ostprignitz-Ruppin, Teltow-Fläming und Barnim nahmen die Antragstellern wieder zurück. Naturschutzgebiete waren von den Anmeldungen nicht betroffen. Verboten wäre der Anbau solcher Kulturen dort allerdings nicht. Gegenwärtig werden gentechnisch veränderte Pflanzen an alle Nutztierarten verfüttert. Die Menge wird nicht erfasst. Es besteht eine Kennzeichnungspflicht für solche Futtermittel. Die zuständige Behörde macht Stichproben, um dies zu kontrollieren. Im Angebot ist Futter aus Gen-Mais, aber auch aus gentechnisch veränderten Sojabohnen und Raps. Die Landtagsabgeordnete Carolin Steinmetzer-Mann (Linkspartei.PDS) wies darauf hin, dass es »weitgehend unerforscht« sei, ob sich aus der Verwendung von Gen-Futtermitteln gesundheitliche Risiken ergeben. »Greenpeace zufolge gibt es jedoch auch erste Erkenntnisse, dass Tiere auf die Einnahme von gentechnisch verändertem Mais nachteilig reagieren.« Unter Woidkes Vorgänger Wolfgang Birthler hatte die Landesregierung mit der Genmanipulation in der Landwirtschaft ihren Frieden gemacht. Sie verkündete die Koexistenz von traditioneller, genmanipulierter und ökologischer Landwirtschaft und trat dafür ein, dass Bauern in diesem Punkt eine Wahlfreiheit haben. Birthler gab damals zu Protokoll, das Recht auf ökologischen Landbau sollte »gesetzlich genau so geschützt werden wie das Recht, genetisch veränderte Organismen anzubauen«.
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