Puddingbaum erfunden

In der Winterakademie ist der Alltag im Labor

Normal ist anders. Unter diesem Motto erforschen in den Ferien 110 Kinder und Jugendliche aus Berlin und Brandenburg den Alltag. Gemeinsam mit Künstlern experimentieren sie in zehn verschiedenen Labors. Ihre Arbeitsergebnisse präsentieren sie heute im Theater an der Parkaue.
Obwohl so viele Kinder und Jugendliche in dem denkmalgeschützten Haus an der Lichtenberger Parkaue unterwegs sind, ist es leise auf den Gängen. Die meisten Türen sind fest verschlossen. Denn die Teams wollen unter sich sein. Schließlich haben sie während der Winterakademie einen Auftrag zu erfüllen. Sie setzen sich mit dem Thema Normalität auseinander: Wie sie entsteht, wie sie funktioniert und wie man sie vielleicht auch unterlaufen kann. Und so gehen die 8- bis 20-jährigen Teilnehmer ganz unterschiedlich an die Aufgabe. »Je nachdem, für welches Labor sie sich entschieden haben«, sagt Projektleiter Sascha Willenbacher.
Beraten, erfinden und bauen heißt es beispielsweise im »Super Supermarkt«. In Labor 3 entsteht nämlich ein lebensgroßer Discounter, in dem es Artikel gibt, die es eigentlich gar nicht gibt. »Das ist total witzig hier und macht großen Spaß«, sagt Valentin. Der 11-Jährige kreierte einen Puddingbaum, an dem tatsächlich kleine Schälchen mit frischem Pudding »wachsen«. Im Regal daneben liegen Schokoladenbausteine, die man isst, wenn der Gewinner feststeht. KDS - Kauf dich satt - nennen die Kinder ihren Supermarkt. Doch die Mädchen und Jungen erfinden nicht nur neue Produkte, sondern sie nehmen gemeinsam mit dem Künstler Florian Grass einen Werbespot auf und überlegen, wie die Waren verpackt werden können.
Mit Bewegungen, die jeder täglich macht, setzt sich Labor 1 auseinander. Die Kinder entwickeln aus dem Tagesablauf eine bühnenreife Choreografie mit der Tänzerin Nina Homolka. Sie putzen sich übertrieben rhythmisch die Zähne, lassen scheinbar Wasser an ihrem Körper herunter laufen und trocknen sich mit wildem Handkreisen die Gesichter ab. Fleißig üben auch die etwas älteren Mädchen und Jungen von Labor 6. Sie untersuchen die Codes der Modewelt und machen eine Show daraus. Mit einer eigenen Kollektion wollen sie das Publikum überraschen. Und von »normalen Modeschauen abweichen«, sagt Ana Bilankov, die künstlerische Leiterin. Das heißt, vielleicht etwas lustlos über den Laufsteg gehen oder plötzlich irgendeine verrückte Bewegung machen. »Toll, dass wir hier in andere Rollen schlüpfen können«, sagt die 14-jährige Sophia.
Nachdem 2006 erstmals die Winterakademie erfolgreich stattfand, gibt es diesmal internationale Beteiligung. In Labors 7 bis 10 arbeiten deutsche und ungarische Kinder zusammen. So versucht ein Team jeweils den Klang der anderen Sprache nachzuahmen. Mittels Buchstabenverdrehungen entstehen Sprachspiele. Andere Teilnehmer setzen sich mit dem Begriff »Freak« auseinander. Sie schlüpfen in eine ausgedachte Rolle und testen ihre Wirkung in der Öffentlichkeit. Ein »Prima Zimmer« entwerfen Mädchen und Jungen unter Leitung von Mathias Heyden. Mit dem Tischler und Architekten entstehen mobile Räume, die den Kindern gefallen.

Heute ab 16 Uhr, Theater an der Parkaue, Parkaue 29,...

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