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Viel Ehre für wenig Tun

UNEP-Umweltpreis für Ministerin Silva

  • Norbert Suchanek
  • Lesedauer: 2 Min.
Kürzlich wurde bekannt gegeben, wen das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) am 19. April mit seinem Umweltpreis ehren will. Neben dem Ex-Vizepräsident der USA, Al Gore, und fünf weiteren Preisträgern gehört Brasiliens Umweltministerin Marina Silva zu den Geehrten. Doch womit hat Marina Silva, Jahrgang 1958, die UNEP-Auszeichnung »Champion of the Earth« verdient? Dafür, dass sie still hielt, als Präsident Lula da Silva beschloss, Brasiliens Rio São Francisco teilweise umzuleiten? Dafür, dass sie schwieg, als Lula den illegalen Gen-Soja-Abau legalisierte? Dafür, dass sie sich nicht rührte, als der Ausbau des Atomenergiesektors beschlossen wurde? Dafür, dass der gefährliche Uranbergbau in Bahia ausgeweitet wurde? Dafür, dass sie der Abholzung des Cerrados wie des Amazonasregenwaldes durch Soja-Plantagen und Rinderzucht seit Jahren so gut wie tatenlos zusieht? »Ihre Exzellenz, Frau Marina Silva« wurde als Preisträgerin ausgesucht, weil sie sich »unermüdlich« für den Schutz des Amazonasregenwaldes einsetze und gleichzeitig die Perspektiven der von den natürlichen Ressourcen abhängigen Menschen berücksichtige, so die UNEP-Pressemitteilung. Der Rückgang der Abholzungsrate Amazoniens um schätzungsweise mehr als 50 Prozent während der vergangenen zwei Jahre sei mit ihrer politischen Arbeit verknüpft. Doch da irrt sich der neue deutsche, in Brasilien geborene UNEP-Chef. Die Abholzungsrate Amazoniens - die die Vernichtungsrate anderer Waldökosysteme wie die Cerrado- oder Mangrovenwälder außer acht lässt - gleicht seit Jahren einer Fieberkurve, mehr abhängig vom Wetter als von Politikern. Das einzige nennenswerte, was Marina Silva seit ihrer Amtsübernahme zu Wege brachte, war die Ausweitung der Naturschutz- und Nationalparkgebiete. Doch dies ging in der Regel zu Lasten der traditionellen Wald- und Flussbewohner Amazoniens - und nicht zu Lasten der Soja- und Rinderbarone.
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