Ordnungswahn

  • Anke Engelmann
  • Lesedauer: 2 Min.
Sie schlagen meist im Herbst zu, sind in diesem Jahr bis in die warmen Tage des Dezembers gesichtet worden: die Insektenmörder. Mit preußischem Ordnungswahn und einem stinkenden, knatternden Laubwegpuster beseitigen sie jedes noch so kleine Fitzelchen Altblatt in unseren Parks. Sicher können sich Erwerbslose per Ein-Euro-Job mit dieser Einmann-Höllenmaschine ein kleines Zubrot verdienen. Sicher hat auch die Kastanien-Miniermotte den Umsatz des unökologischen Knatterviehs in die Höhe getrieben. Doch macht der übergründliche Ordnungswahn in unseren Grünanlagen Sinn? Jeder Kleingärtner packt in der kalten Jahreszeit Bäume und Sträucher mit Herbstlaub ein. Das ist warm, bietet Kleintieren und Insekten Schutz beim Überwintern, und durch Zersetzung entstehen wertvolle Nährstoffe. Doch statt der Natur ihren Lauf zu lassen, höchstens sanft nachzuhelfen, muss alles nackt geharkt sein. Gleichzeitig wundert man sich, dass unsere Bäume immer schwächer werden, anfällig für Schädlinge und Witterungsunbilden und dass Schmetterlinge und andere Insekten aussterben, und Berlins frühere Artenvielfalt bald nur noch auf Naturschutztagen eine Rolle spielt. Wie sensibel ist ein Ökosystem und wie unsensibel der Mensch: Kurz geschnittene Liegewiesen bietet außer Mücken Insekten keine Nahrung. Brachen mit Wildwuchs verschwinden, uralte Bäume werden abgeholzt - man kann ja neue dafür pflanzen. Die Natur hat Raum, Unordnung und Zeit nötig. Also her mit einem bisschen Chaos! Denn uns braucht die Natur nicht - aber wir Menschen brauchen sie.
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