Hamburger Demo-Chaos - rechts wie links

Moschee-Bau in Bergedorf: Nazis brachten nur rund 50 Figuren auf die Straße

  • Michael Sommer
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Hamburger NPD marschierte am Samstag gegen den Bau einer Moschee auf. Die Polizei war mit 1200 Beamten im Einsatz, um die Sicherheit von 50 Neonazis zu gewährleisten.
Mit ihrer Versammlung wollte die Hamburger NPD gegen den Bau einer Moschee im südöstlichen Stadtteil Bergedorf protestieren. An einer Gegendemonstration beteiligten sich rund 1200 Antifaschisten. Zwei Kundgebungen von CDU, FDP, SPD und GAL sowie Gewerkschaften und Kirchen zogen nur rund 200 Menschen an. Das Antifaschistische Bündnis Bergedorf löste seine Gegendemonstration bereits nach einer Stunde auf. Rund 700 Teilnehmer zogen daraufhin in Richtung des Versammlungsortes der NPD, »um die Konfrontation mit den Rechten zu suchen«, so Polizeisprecher Ralf Meyer. Es kam wiederholt zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und den Ordnungskräften. Auf Flaschen- und Steinwürfe reagierten die Beamten mit dem Einsatz von Schlagstöcken und Wasserwerfern. 16 Antifaschisten wurden vorläufig festgenommen. Die Kundgebung in Bergedorf war unter Hamburgs Rechtsradikalen umstritten. Innerhalb der NPD diente sie verfeindeten Flügeln zur Eskalation ihrer Auseinandersetzungen, die im Rücktritt des gesamten Hamburger Landesvorstandes Anfang Januar gipfelten. Hintergrund ist der Versuch eines Kreises um die Neonazis Thorsten de Vries und Thomas Wulff, den Posten des Hamburger NPD-Landesvorsitzes mit dem rechtsradikalen Anwalt Jürgen Rieger zu besetzen. Thomas Wulff gilt als rechte Hand des NPD-Bundeschefs Udo Voigt. Die noch amtierende Landesvorsitzende Anja Zysk vertritt innerhalb der NPD eine eher »bürgerliche« Position, de Vries und Wulff stehen dagegen für einen radikalen »national-sozialistischen« Kurs. Während die Gruppe um Zysk den Moscheebau in Bergedorf ablehnt, da er die »Multikulti-Gesellschaft« fördere, träumt der radikale Flügel von einem antiisraelischen Schulterschluss mit Islamisten. Folglich blieben die Anhänger dieses Lagers der Demo fern. Entsprechend klein war daher die Gruppe der Teilnehmer. Nur knapp 50 Neonazis waren dem Aufruf gefolgt, um gegen die »Bedrohung« durch den Islam zu protestieren, den ein Redner »orientalische Wüstenreligion« nannte. Pikantes Detail: Antifaschisten aus dem Spektrum der so genannten Antideutschen hatten zum Protest gegen die Neonazis nicht mobilisiert und waren der Demonstration kollektiv ferngeblieben. Vermutlich waren sie in politische Widersprüche geraten. Denn den »Antideutschen« gilt der Islam pauschal als »Klerikal-Faschismus«, dessen einziges Ziel die Vernichtung Israels sei. In »antideutschen« Medien werden Moscheen daher als »grüne Nazizentren« bezeichnet.
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