nd-aktuell.de / 05.05.2017 / Wissen / Seite 20

Wellington ist Spitzenreiter

In Neuseelands Hauptstadt lebt es sich am besten

Barbara Barkhausen, Sydney

Bisher stand Wellington stets im Schatten von Auckland. Doch ein Bericht der Deutschen Bank platziert Neuseelands Hauptstadt an erster Stelle, wenn es um Lebensqualität geht. Schottlands Hauptstadt Edinburgh und Österreichs Hauptstadt Wien folgen an zweiter und dritter Stelle. Melbourne, das bei ähnlichen Ranglisten regelmäßig lebenswerteste Stadt der Welt ist, kam auf Platz vier - vor Zürich, Kopenhagen und Ottawa.

Der Bericht, der an erster Stelle Preise vergleicht, erscheint zum sechsten Mal, bewertet aber erstmals die Lebensqualität. Letztere sei das subjektivste Maß im Bericht, gestanden die Autoren des Berichts ein. Während sich Wellingtons Bürgermeister Paul Eagle freute, dass jetzt nicht mehr nur die Bewohner wüssten, dass sie am »besten Ort der Welt« lebten, sondern auch der »Rest der Welt«, reagierten Leser lokaler Medien eher mit Häme. »New Yorker würden sich wahrscheinlich nicht mit Zügen zufriedengeben, die zur Stoßzeit 90 Minuten oder mehr stoppten«, so ein Einheimischer, während andere über die Erdbebengefahr lamentierten und einer fragte: »Was hat Wellington außer Regierungsangestellten und schrecklichem Wetter?«

Wellington schnitt von 47 verglichenen Städten in mehreren Kategorien hervorragend ab: geringe Umweltverschmutzung, adäquate Hauspreise und eine geringe Verbrechensrate. Auch Kaufkraft, Gesundheitssystem, Arbeitsweg und Klima katapultierten die Stadt, die idyllisch auf Hügeln am Meer liegt, auf der Liste nach oben. Städte wie Tokio (Platz 27), New York (28), Paris (30) und Schanghai (37) schnitten aufgrund hoher Lebenshaltungskosten, hoher Verbrechensrate, Umweltverschmutzung und langer Fahrzeiten schlecht ab.

Zürich erwies sich als teuerste Stadt, hier werden aber auch die höchsten Gehälter gezahlt. »Unser Rat für die in Zürich ist, entweder jung zu heiraten oder ihre Blind Dates sorgfältig auszusuchen«, schrieben die Autoren. Denn Ausgehen sei in Zürich extrem teuer. Trotz der hohen Preise überzeugte die Schweizer Metropole jedoch bei der Lebensqualität und landete auf dem fünften Platz.

Der Bericht zeigt, wie sich die Welt in den letzten fünf Jahren verändert hat: So ist London seit dem Brexit in etlichen Bereichen abgerutscht und landete nur noch auf Platz 33. Auch die Platzierung von USA-Städten hat sich verschoben. Noch vor fünf Jahren galten sie als relativ günstige Orte im globalen Kontext. Dann sei der Dollar kräftig gestiegen und sie seien deutlich teurer geworden.

In einem Bereich schneidet auch Wellington alles andere als gut ab - bei »schlechten Angewohnheiten«. Denn Zigaretten und Alkohol sind in Neuseeland alles andere als billig. Für manche mag dies jedoch auch ein Pluspunkt für die Stadt sein.