nd-aktuell.de / 05.05.2017 / Politik / Seite 4

Gipfelgewinnler

Falko Droßmann (SPD) macht Hamburgs Mitte G20-kompatibel

Velten Schäfer

Der Hamburger G20-Gipfel im Juli wirft Schatten voraus - und einer dieser Schatten hat den Umriss von Falko Droßmann. Der 1973 geborene SPD-Politiker, Luftwaffenoffizier und Absolvent der Hamburger Bundeswehruni, dient derzeit nicht nur als Fraktionschef der SPD in Hamburg-Mitte. Die dortige rot-grüne Koalition wählte ihn 2016 auch zum Bezirksamtschef. Damit ist Droßmann der örtliche Gastgeber. Und er nutzt die Chance, ins Rampenlicht zu treten.

In den Vordergrund spielt sich Droßmann dieser Tage mit zwei »Appellen«: Gegenüber den Protestorganisatoren gibt er den Fürsprecher der hart arbeitenden Nachbarn, die »einfach nur ihr Leben leben wollen«. Und unerwünschte Anwohner - diejenigen ohne festen Wohnsitz - fordert er auf, die Stadt zu verlassen, mindestens für »einige Wochen«. Ansonsten könne man sich schnell in Gewahrsam wiederfinden.

Droßmann ist geschickt genug, dabei nicht allzu zynisch zu klingen. Den Säuberungsukas gab er im Gespräch mit dem Straßenmagazin »Hinz&Kunst« im Tonfall eines freundlichen Tipps. Doch gehört das Vorgehen gegen Obdachlose in der schicken City zu seinen Prioritäten. So werden Menschen, die in der Nähe von Geschäften übernachten, seit einigen Wochen frühmorgens vertrieben. Dass Droßmann den Gipfel zum »Auskehren« nutzen will, darf zumindest vermutet werden - zumal er sich bislang nicht mit Ausweichoptionen hervorgetan hat, wie sie die Diakonie fordert.

Für Droßmann bietet der Gipfel insofern eine Gelegenheit, jene gewisse Hartleibigkeit an den Tag zu legen, die zur Hamburger Scholz-SPD gehört. Dass er auch die soziale Karte spielen kann, zeigte er im Herbst, als er - spektakulär für die Kaufmannsstadt - einem Hausbesitzer, der Wohnungen hatte leer stehen lassen, zeitweilig die Verfügungsgewalt über dieselben entzog. Unter dem Strich ergibt sich so ein markantes Profil für den aspirierenden Gipfelgewinnler. Mit Blick auf höhere Weihen? Droßmanns Amt ist ein landespolitisches Sprungbrett: Sein Vorgänger Andy Grote ist inzwischen Innensenator.