DITIB will klagen

»Big Brother Award«-Preisträger gegen Bürgerrechtler

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. »Man will uns zum Schweigen bringen«, empört sich Rena Tangens. Die Vorsitzende des Vereins Digitalcourage verleiht jedes Jahr die »Big Brother Awards« an Organisationen und Unternehmen, die aus Sicht der Bürgerrechtler gegen Datenschutz vorgehen oder Verbraucher überwachen.

An diesem Freitag wurden die »Big Brother Awards« wieder in den fünf Kategorien Arbeitswelt, Wirtschaft, Verbraucherschutz, Bildung, Behörden und Politik vergeben. Eingeladen zur Preisverleihung sind auch die Ausgezeichneten selber: Um »mit der Öffentlichkeit in Dialog zu treten«.

Doch der diesjährige Preisträger in der Kategorie Politik schickte lieber eine E-Mail. Darin droht die türkisch-islamische Union DITIB mit einer Klage wegen »übler Nachrede«, die Beschuldigung des Verbands sei »pauschalisierend«. Die Bielefelder Bürgerrechtler verleihen den »Big Brother Award« an den Verband, weil in DITIB-Moscheen Gemeindemitglieder, die angeblich Mitglieder der Gülen-Bewegung sind, für die türkischen Behörden und den Geheimdienst MIT »ausspioniert und denunziert« wurden. Die Auswahl sei Ergebnis »gründlicher Recherche« erklärten dagegen die Bürgerrechtler von Digitalcourage am Freitag. Dass DITIB »nicht mitbekommen habe«, wie die Diyanet-Imame in den Moscheen des Verbands agiert hätten, »könne glauben wer will«, so Tangens gegenüber »nd«. Sie kritisiert aber auch die deutschen Behörden. Die hätten »zu zögerlich« ermittelt.

Die anderen »Big Brother Award«-Preisträger sind der IT-Branchenverband Bitkom für seine Lobbyarbeit gegen den Datenschutz und das neue Cyber-Kommando der Bundeswehr, das »ohne demokratische Kontrolle« agiere. In der Kategorie Arbeitswelt wurde die Firma »PLT Planung für Transport und Logistik Gmbh« ausgezeichnet. Mit dem PLT-Tracker wissen Arbeitgeber in Echtzeit, wo sich Briefträger befinden. Einen möglichen Missbrauch von Daten wittern die Bürgerrechtler bei der Kooperation der TU München mit dem Online-Kurs Anbieter »Coursera«.

In der Kategorie Verbraucherschutz wurde die Data Mining-Firma Prudsys aus Chemnitz ausgezeichnet, deren Software für »dynamic pricing« es Einzelhändlern ermöglicht, in verschiedenen Regionen Deutschlands Produkte zu unterschiedlichen Preisen zu verkaufen. mwi

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