nd-aktuell.de / 11.05.2017 / Politik / Seite 4

Marion Maréchal-Le Pen: Die rechte Rebellin

Die Nichte von Marine Le Pen zieht sich vorerst aus der Politik zurück

Robert D. Meyer

Es hat schon gute Gründe, warum Jean-Marie Le Pen in Marion seine »liebste Enkelin« sieht. Sie sei die »wahre Erbin« der rechtsradikalen Front National, hatte der Großvater einmal die 27-Jährige in höchsten Tönen gepriesen. Zwar spielt in solchen Worten auch etwas Verbitterung darüber eine Rolle, dass ihn seine Tochter Marine Le Pen wegen wiederholter antisemitischer Äußerungen aus der Partei werfen ließ, doch im Kern steckt in seinem Lobgesang viel Wahrheit: Marion Maréchal-Le Pen und ihr Großvater sind sich in ihrer politischen Strategie ähnlich. Verbale Zurückhaltung gehört nicht zum Stil der FN-Politikerin. Während sich ihre Tante spätestens mit Beginn ihrer letztlich gescheiterten Präsidentschaftskandidatur eine bürgerlich-konservative Fassade zulegte, haut Marion in jede politische Kerbe, die sie finden kann.

Wie ähnlich sich Großvater und Enkelin in ihrem Umgang mit der Geschichte sind, verdeutlicht eine Forderung Marions: Anstatt Konzentrationslager zu besichtigen, sollten Schüler eher die römische Ruinenstadt Glanum besuchen, um etwas über die Vergangenheit zu lernen. Jean-Marie hätte es zu seinen Hochzeiten wohl nicht anders gefordert.

Doch auch um Marion Le Pen wird es jetzt erst einmal ruhiger. Sie wolle sich vorerst aus der Politik zurückziehen, kündigte sie an. Ihr Mandat in der Nationalversammlung wolle sie ebenso aufgeben wie das im Rat der südfranzösischen Region Provence-Alpes-Côte.

Offiziell begründete sie ihre Entscheidung damit, mehr Zeit für die Familie haben und in einem normalen Unternehmen arbeiten zu wollen. Endgültig sei ihr Abschied aus der Politik nicht. Marion ließ den Zeitpunkt für ihre mögliche Rückkehr aber offen.

Auch das dürfte nur die halbe Wahrheit sein: Politstrategisch ist sie sich mit ihrer Tante über die Zukunft der FN nicht einig. In Deutschland dürfte einem solch ein Streit bekannt vorkommen. Um die gleiche Frage tobt in der AfD ein Machtkampf. Hier sind allerdings nicht drei Generationen einer Familie involviert. Jean-Marie erklärte, es gehe eine »Zukunftshoffnung« von Bord.