Stolleneinsturz in US-Atommülllager

Behörden: Kein radioaktives Material in Hanford freigesetzt

  • Jocelyne Zablit, Los Angeles
  • Lesedauer: 2 Min.

Der Einsturz eines Lagerstollens im Atommülllager Hanford im Westen der USA hat einen groß angelegten Sicherheitsalarm ausgelöst. Zum Zeitpunkt des Unglücks in der stillgelegten Nuklearanlage Hanford Site befanden sich am Dienstag fast 5000 Mitarbeiter auf dem Gelände. Laut Behörden gab es keine Hinweise, dass in dem Lager, der wohl größten Atommülldeponie auf dem amerikanischen Kontinent, Strahlung ausgetreten sei.

In Hanford wurde im Zweiten Weltkrieg das Plutonium für die Atombomben hergestellt, die von den USA in Japan abgeworfen wurden. Das frühere AKW befindet sich 275 km südöstlich von Seattle.

Der Alarm wurde 8.26 Uhr Ortszeit asgelöst. Bei einer Routineinspektion war nach Angaben des Energieministeriums festgestellt worden, dass eine sechs mal sechs Meter große Geländefläche eingebrochen war. In dem etwa hundert Meter langen Stollen, der teilweise eingestürzt sei, befänden sich acht Waggons mit radioaktiv verseuchtem Material, erklärte das Ministerium. Der Tunnel führt demnach zu einem zweiten, längeren Tunnel mit 28 solcher Waggons. Das Loch muss nun schnell mit nicht kontaminiertem Erdreich geschlossen werden. Tausende Beschäftigte wurden angewiesen, in Deckung zu gehen. In direkter Nähe des eingestürzten Stollens hätten sich weniger als ein Dutzend Mitarbeiter aufgehalten, so das Ministerium.

Verletzt worden sei niemand, sagte Destry Henderson, ein Sprecher des Hanford-Notfallzentrums. Ein Notfallteam versuche herauszufinden, warum der Tunnel eingestürzt sei. Möglicherweise sei der Erdeinbruch auf Vibrationen durch Straßenarbeiten in der Nähe zurückzuführen.

Das AKW wurde 1987 stillgelegt. Dekontamination und Entsorgungsarbeiten sollen 2060 abgeschlossen sein, die Kosten sollen sich auf über 100 Milliarden Dollar belaufen.

2013 waren undichte Stellen an mindestens sechs unterirdischen Behältern für radioaktiven Müll entdeckt worden. 2016 hatte ein riesiges Becken mit radioaktivem Müll ein Leck, das ein Mitarbeiter als katastrophal bezeichnete. Bis in die 60er Jahre hatte Hanford seine radioaktiven Abfälle direkt in die Natur geleitet. So sollen 3,8 Millionen Liter verseuchter Schlamm abgeflossen sein.

Tom Carpenter, Geschäftsführer der Interessengruppe Hanford Challenge, bezeichnete den Tunneleinsturz als »Weckruf«. Die Botschaft sei: »Dies ist eine alte Anlage, sie wird nicht jünger ... und es ist ein sehr gefährlicher Ort«, sagte er. AFP/nd

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