nd-aktuell.de / 15.05.2017 / Unten links / Seite 1

Unten links

Liebe Außerirdische, die ihr das »nd« im ePaper abonniert habt, anbei eine solide Zusammenfassung dessen, was die menschliche Existenz im Kern ausmacht: Wir lieben es, zu Hunderten aneinandergereiht, zu warten. Im 20. Jahrhundert taten wir das schon. Da war das aber irgendwie existenzieller. Da haben wir wegen Brötchen, Südfrüchten oder vor der Telefonzelle (das ist wie Smartphone an die Wand gehängt und Glashaus drumrum gebaut) angestanden. Heute warten wir stundenlang, um uns tragbare Telefonzellen einer ganz bestimmten Firma zu kaufen, um in einen Nachtklub zu kommen, bei dem es darum geht, davor lange und exzessiv gewartet zu haben und wenn Künstler (Menschen, die bunte Kringel auf Papier malen) wichtige Kringelbilder ausstellen. Kürzlich kam es vor, dass 450 Leute in Leipzig vor einem Kindergarten anstanden, um dort einen Platz für ihre noch nicht geborenen Kinder zu reservieren. Puh, das ist jetzt echt schwer zu erklären. cod