nd-aktuell.de / 17.05.2017 / Politik / Seite 4

Aufgetaucht

Jan Ullrich ist neuer Sportlicher Leiter des Radrennens »Rund um Köln«

Tom Mustroph

Jan Ullrich ist zurück. Nicht als Radprofi, diese Zeiten sind für den mittlerweile 43-Jährigen längst vorbei. Aber 20 Jahre nach seinem größten Erfolg, dem Gesamtsieg bei der Tour de France, wurde er als neuer Sportlicher Leiter von »Rund um Köln« vorgestellt. Das Eintagesrennen hatte er einst selbst gewonnen. Organisationschef Artur Tabat hatte das frühere Rad-Idol aus Rostock lange bekniet. Jetzt sagte Ullrich zu. Er tritt damit aus dem medialen Schatten heraus, in den er sich nach Bekanntwerden seiner Dopingpraktiken zurückgezogen hatte.

Ullrich flog 2006 im Rahmen der spanischen Polizeiermittlung »Operacion Puerto« auf. Er wurde dabei als Klient des Dopingarztes Eufemiano Fuentes enttarnt. Vom Grand Depart der folgenden Tour de France wurde er in Schimpf und Schande weggejagt. Sehr lange brauchte er, um öffentlich einzugestehen, dass er gedopt hatte.

Auch dieses Zögern trug dazu bei, dass er - im Gegensatz zu manchem anderen Sünder seiner Generation - im Profizirkus keinen Platz mehr fand. Kein Rennstall traute sich, ihn als Sportlichen Leiter zu verpflichten. Kein Rennveranstalter heuerte ihn an. Ullrich, der gefallene Heros, erhitzte die Gemüter zu sehr. Gut, auch er selbst wollte nicht mehr im Rampenlicht stehen. Er führte ein Leben als Privatier am Bodensee, unterbrochen von Trainingscamps für Amateurfahrer, die er leitete, und Jedermannrennen, an denen er teilnahm.

In diesem Jahr sorgte er für eine Zäsur in seinem Leben. Seine Villa am Bodensee steht zum Verkauf. Er selbst will nach Mallorca ziehen. Die Verpflichtung bei »Rund um Köln« könnte nun auch einen beruflichen Neuanfang darstellen.

Ganz ohne Kontroversen wird der sicherlich nicht vonstatten gehen. Denn Ullrich ist zwar auf der einen Seite das größte Talent, das der deutsche Radsport je hatte. Auf der anderen Seite verschluderte er eben dieses Talent und tauchte tief ein in den Dopingsumpf. Welche Konsequenzen er selbst daraus gezogen hat, wird man in seinem neuen Job und den damit verbundenen öffentlichen Auftritten sehen.