nd-aktuell.de / 22.05.2017 / Kultur / Seite 14

Das Prinzip Hü/Hott

Jürgen Dose, wohnhaft bei seiner bettlägerigen Mutter in Harburg, arbeitet als Pförtner: »Ich betreue als einer von insgesamt dreizehn Berufspförtnern eine Tiefgarage mit nahezu 1400 Stellplätzen. Durch Vernetzung mit anderen Tiefgaragen sind es sogar 2100 Stellplätze. Sie zählt somit zu den Top Zehn in ganz Europa.«

Jürgen ist, wie man schnell bemerkt, wenn man ihm zuhört, nicht gerade die allerhellste Leuchte im Lampenladen. Seine Stofftiere aus der Kinderzeit hat er in seinem Zimmer »so drapiert, dass sie Spalier stehen«. Wenn Jürgen also sein Zimmer betritt, »wird die Parade abgenommen, und eigentlich freue ich mich jedes Mal von neuem auf sie und ihre unkomplizierte Art.« Mit »sie« sind hier die Spalier stehenden Stofftiere gemeint.

Jürgen, auch das wird rasch klar, ist einsam und verzweifelt auf der Suche nach einer Partnerin. Da ist es hilfreich, dass er sich mit Frauen so gut auskennt, ja geradezu als Frauenexperte gelten kann: »Gerade Frauen senden oft widersprüchliche Signale, gesprochene Sprache und Körpersprache laufen auseinander. Sie sagen auch häufig Dinge, die sie nicht meinen. Das hängt unter anderem mit ihrer ständig schwankenden Stimmungskurve zusammen, denn das ganze System Frau funktioniert nach dem Prinzip Hü/Hott.«

Jürgen hat auch einen älteren Bruder, »Peter«, von dem man allerdings im Roman nicht viel erfährt: »Er ist vor Jahren ins Fichtelgebirge gegangen und dort aufgequollen.«

Mit »Jürgen Dose«, dem Protagonisten seines neuen Romans »Jürgen«, greift der Komiker, Schriftsteller, Entertainer und bekennende Botho-Strauß-Leser Heinz Strunk eine Kunstfigur wieder auf, die er bereits in den Anfängen seiner Karriere geschaffen hat. Heute wird Strunk alias »Jürgen« den Roman auf der Bühne in irgendeiner Form zu Gehör bringen, so ist zu vermuten. tbl Foto: Dennis Dirksen

Heinz Strunk: »Jürgen«-Show, 22. Mai, 20 Uhr, Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz