Hausgebrautes statt Leberhaken

Personalie

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 2 Min.

Was dieser große, freundliche Mann aus Frankfurt (Oder) auch anpackt - am Ende hat er die Sympathien der Leute auf seiner Seite. Wie macht Axel Schulz das nur? Schließlich ist der heute 48-Jährige doch eigentlich nie einer der wirklich ganz Großen des internationalen Profi-Boxens geworden. Ausgerechnet seine Niederlage gegen US-Boxlegende George Foreman vor gut 22 Jahren - der Fight war durch allerlei Mogeleien erst zustande gekommen, das Urteil eine skandalöse Fehlentscheidung - hatte ihn zum »Meister der Herzen« gemacht.

Und eben diesen Titel hat er über das geradezu tragisch erfolglose Ende seiner Box-Karriere im Jahr 2006 hinaus bis in die Gegenwart verteidigt. Mit seinem Comeback-Versuch gegen Brian Minto gescheitert und nach einem Schlaganfall gesundheitlich angeschlagen, wurde Schulz in Brandenburg nach seinem Ausscheiden 1997 als »Sportler des Jahres« geehrt. Der »sanfte Riese« mit dem ewigen »Fackelmann«-Basecap auf dem Kopf, war, ist und bleibt ein Sympathieträger, der selbst als Komparse im Film oder als Talkgast im Fernsehen bislang auch noch jeden Klamauk unbeschadet überstanden hat.

Als einen solchen will die Potsdamer Staatskanzlei die Berufung von Axel Schulz als Bierbotschafter des Landes aber nicht verstanden wissen. »Brandenburgs Klein- und Gasthausbrauereien haben einen prominenten Repräsentanten bekommen«, teilte sie am Montag mit. Künftig wird der einstige Profiboxer, der manchen Leberhaken ausgeteilt hat, also für handgemachtes Alkoholisches werben. »Ich mache mich stark für original Brandenburger Braukunst«, erklärte er.

Alles schnöde Werbung, gewiss. In den Augen seiner Fans kann so etwas »Schulle« nichts anhaben. Kürzlich hat er eine private Spendenaktion für die Familien von zwei im Dienst getöteten Brandenburger Polizisten unterstützt. Als Preis winkten signierte Boxhandschuhe von Max Schmeling. Da war Axel Schulz natürlich dabei, und es war gut so, dass er Werbung gemacht hat.

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