nd-aktuell.de / 26.05.2017 / Politik / Seite 12

Acht Mal Bergen - eine einmalige Partnerschaft

Alle zwei Jahre treffen sich Vertreter von deutschen Gemeinden mit gleichem Namen - es wird jedes Mal ein Fest

Philipp Adolphs

Bergen ist eine Ortschaft auf der Ostsee-Insel Rügen. Bergen ist aber auch eine Gemeinde im oberbayerischen Chiemgau und eine Stadt im niedersächsischen Landkreis Celle. Dort entstand 1995 die Idee für eine ungewöhnliche Städtepartnerschaft, die noch bis Samstag in Frankfurt am Main gefeiert wird - im Ortsteil Bergen-Enkheim.

Sieben Städte und Gemeinden in Deutschland tragen den Namen »Bergen«, ebenso wie 17 Ortsteile größerer Städte. In Österreich und den Niederlanden heißen jeweils drei Städte Bergen, in Nordamerika sind es neun. Das weltweit bekannteste Bergen dürfte die zweitgrößte Stadt Norwegens sein.

Hiesige Bergener kommen entweder aus Bayern (Landkreise Traunstein und Weißenburg-Gunzenhausen), Rheinland-Pfalz (Landkreis Birkenfeld), Sachsen (Vogtlandkreis), Niedersachsen (Landkreise Celle und Lüchow-Dannenberg) oder aus Mecklenburg-Vorpommern (Rügen). Das Bergen mit den meisten Einwohnern liegt bei Celle (etwa 13 000 Bewohner), das kleinste Bergen in Rheinland-Pfalz (gut 430 Einwohner).

Das achte Bergen im Bund ist der Frankfurter Stadtteil Bergen-Enkheim. Die ehemals selbstständige Stadt im Landkreis Hanau gehört seit 1977 zu Frankfurt am Main. Nach Angaben der »Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim« wollte der Ort aber kulturell eigenständig bleiben, »um zu verhindern, dass Bergen-Enkheim in der Anonymität der Großstadt untergeht«. Nachdem im Jahr 1995 der Bergener Bürgermeister aus Celle die Idee zu dem einmaligen, inoffiziellen Städtebund hatte, treffen sich Vertreter aller Bergener im Zweijahresrhythmus abwechselnd in einem der Orte. Die Treffen dienen weniger dem politischen als dem kulturellen Austausch, sagt Beatrix Müller-Mamerow vom Vereinsring Bergen-Enkheim. Über die Jahre seien auch viele Freundschaften entstanden. »Man kennt sich und besucht sich in den Urlauben.«

Die vielen Bergen stehen übrigens tatsächlich »alle auf einer erhöhten Position«, wie Müller-Mamerow erklärt. »Jedes Bergen hat etwas Besonderes zu bieten, es lohnt sich auf jeden Fall, Deutschland kennen zu lernen. Da muss man gar nicht nach Mallorca.«

In Bergen-Enkheim wurden rund dreihundert Gäste erwartet, es gibt unter anderem Darbietungen verschiedener Bands und Vereine sowie einen kulinarischen Markt. »Jeder Bergener bringt aus seiner Region Spezialitäten mit«, sagt Müller-Mamerow. Frischen Fisch von Rügen, Handkäs und Ebbelwoi (Apfelwein) aus Frankfurt/Main, Kuchen aus Sachsen und Schwarzbraten aus Rheinland-Pfalz.

Während der Feste seien alle Bergener bemüht, Hochdeutsch zu sprechen, sagt Müller-Mamerow, die selbst schon Bergen bei Celle, auf Rügen und im Chiemgau gesehen hat. »Aber natürlich ist es unverkennbar zu hören, wo jemand herkommt.« 2019 treffen sich alle Bergener im sächsischen Vogtland.

Bergen ist zwar ein beliebter Ortsname, aber nicht der häufigste. Eine »Neustadt« beispielsweise gibt es allein in Deutschland 21 Mal. 25 Ortsteile größerer Städte heißen Neustadt. dpa/nd