nd-aktuell.de / 31.05.2017 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 16

G20 sucht Konzept gegen Plastik im Meer

Bundesregierung will beim Gipfel Druck machen

Bremen. Die Bundesregierung will sich innerhalb der Gruppe der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) für eine konsequentere Bekämpfung von Müll in den Meeren einsetzen. Das teilte das Bundesumweltministerium zu Beginn einer Expertenkonferenz am Dienstag mit. Politiker und Wissenschaftler beraten dort noch bis zum Donnerstag darüber, wie die zunehmende Vermüllung der Ozeane gestoppt werden kann. Nach Schätzungen befinden sich zurzeit mehr als 140 Millionen Tonnen Plastikabfälle in den Meeren der Welt.

Bei den Gesprächen geht es laut dem Bundesumweltministerium um die Entsorgung von Kunststoffmüll und von Abfällen, die Schiffe illegal ins Meer kippen. Zudem sollen die Vorteile sauberer Gewässer, etwa für die Fischerei oder den Tourismussektor, bewusst gemacht werden.

»In den abgelegensten Gebieten wie der Arktis und Antarktis - wo man hinsieht, sieht man Plastikmüll«, sagte Sandra Schöttner von der Umweltorganisation Greenpeace. Für Fische, Muscheln, Meeresfrüchte sei Mikroplastik eine Bedrohung. Plastikpartikel seien in Kabeljau, Thunfisch und anderen Fischen nachgewiesen worden. Schon vor Jahren kritisierte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), dass Tiere mit vollem Plastikmagen verhungerten. Etwa 100 000 Meerestiere sterben jährlich an der Vermüllung.

Plastikabfälle seien nicht harmlos, sie enthielten chlorierte Kohlenwasserstoffe, Verhärter oder Weichmacher, sagte Katja Ziebarth, Meeresschutzreferentin des BUND Bremen. Die Kleinteile würden von Würmern, Muscheln und Krebsen gefiltert, die dann als Nahrung der Fische dienten. »Es ist davon auszugehen, dass Mikroplastik über die Nahrungskette auch wieder auf unseren Tellern landet«, so Schöttner. Plastik zersetzt sich, bleibt aber in kleinsten Teilchen, sogenanntem Mikroplastik, erhalten. Etwa 15 Prozent halten sich an der Oberfläche, nur fünf Prozent gelangen an die Strände.

Bei ihren Gesprächen wollen sich die Fachleute am Aktionsplan der sieben großen Industrienationen (G7) gegen Meeresmüll orientieren. Die Beratungen sollen dann beim G20-Gipfel der Staats- und Regierungschefs im Juli in Hamburg fortgesetzt werden. Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) wird am Donnerstag in Bremen erwartet. dpa/nd