nd-aktuell.de / 06.06.2017 / Politik

Putin: Ich kenne Herrn Flynn kaum

Kremlchef bestreitet Einflussnahme bei US-Wahl

Daniel Woolls, Moskau

Russlands Staatschef Wladimir Putin hat eine persönliche Einflussnahme auf den US-Wahlkampf erneut bestritten. Er schloss im US-Fernsehen zwar nicht aus, dass der russische Botschafter in Washington Kontakt zum Wahlkampfteam von US-Präsident Donald Trump gehabt habe. Er selbst wisse davon allerdings nichts, betonte Putin. Zudem kenne er kaum den geschassten Nationalen Sicherheitsberater, Michael Flynn. Letzterer gilt als Schlüsselfigur in der Affäre. Putin sagte dem Sender NBC in einem am Sonntag ausgestrahlten Interview, er habe Flynn ein einziges Mal bei einem Galadinner im Dezember 2015 in Moskau getroffen, bei dem sie nebeneinander saßen.

»Ich habe meine Rede gehalten. Dann haben wir über etwas anderes gesprochen. Ich bin aufgestanden und gegangen«, schilderte Putin seine Begegnung mit Flynn in Moskau. »Ich habe nicht einmal richtig mit ihm geredet. Das ist das Ausmaß meiner Bekanntschaft mit Herrn Flynn.«

Erst später sei ihm gesagt worden, dass Flynn »in etwas verwickelt« gewesen sei. Flynn war Mitte Februar nach nur rund drei Monaten im Amt als Sicherheitsberater Trumps zurückgetreten, weil er zum russischen Botschafter in Washington Kontakt hielt und darüber die Unwahrheit gesagt hatte. US-Medien vermuten, dass es in den Gesprächen zwischen Flynn und dem Botschafter um die Sanktionen gegen Russland ging, die Trumps Vorgänger Barack Obama kurz vor der Amtsübergabe Ende Dezember noch einmal verschärft hatte. Grund waren die vermuteten russischen Cyber-Angriffe im US-Wahlkampf zugunsten Trumps.

Putin sagte dem US-Sender weiter, er wisse nicht, ob der russische Botschafter in Washington, Sergej Kisljak, Kontakt zu Mitgliedern von Trumps Wahlkampfteam gehabt habe. »Glauben Sie etwa, der Botschafter teile mir jeden Tag mit, mit wem er esse oder wen er treffe?«, fragte Putin.

Nach einem Bericht der »Washington Post« traf Kisljak unter anderen Trumps Schwiegersohn und Berater Jared Kushner. Dieser soll vorgeschlagen haben, einen geheimen Gesprächskanal zum Kreml einzurichten. Auch über diesen Vorschlag wisse er nichts, sagte Putin.

Die US-Geheimdienste werfen der russischen Regierung vor, zugunsten von Trump massiv Einfluss auf den Wahlkampf genommen zu haben - unter anderem mit Hackerangriffen und Desinformationskampagnen. Putin hatte dies zuvor als »Mutmaßungen« bezeichnet. Trump sprach von einer »Hexenjagd«. Er bestreitet Absprachen mit Moskau vor seinem Amtsantritt. In der Russland-Affäre ermitteln die Bundespolizei FBI und der US-Kongress. AFP