nd-aktuell.de / 06.06.2017 / Politik / Seite 3

Armenier in der Diaspora

Mit der Unabhängigkeitserklärung vom 21. September 1991 löste sich die Republik Armenien aus dem sowjetischen Staatsverband. Ihr Territorialkonflikt mit Aserbaidschan um Berg-Karabach und Nachitschewan auf der einen und die traditionell angespannten Beziehungen mit der Türkei auf der anderen Seite haben zur Folge, dass der größte Teil der Grenzen Armeniens geschlossen ist. Das Land unterhält normale nachbarschaftliche Beziehungen nur mit Georgien und Iran. Mit Russland verbindet Armenien die gemeinsame Mitgliedschaft in der Eurasischen Union.

Laut offiziellen Angaben leben in Armenien drei Millionen Menschen, tatsächlich dürfte es aber nur knapp mehr als die Hälfte davon sein. Geschätzte fünf bis sechs Millionen Armenier bilden die seit über 100 Jahren in der ganzen Welt verstreute Diaspora. Allein seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion sind über eine Million Menschen emigriert, das heißt, ein Drittel der Bevölkerung hat das Land verlassen. 70 Prozent der meist jungen EmigrantInnen gehen nach Russland.

Eine seriöse Arbeitslosenstatistik liegt nicht vor. Die durchschnittlichen Löhne bewegen sich je nach Branche zwischen umgerechnet 200 und 400 Euro pro Monat. Obwohl es eine gesetzlich vorgeschriebene Kranken- und Rentenversicherung gibt, wird diese - selbst bei staatlichen Betrieben wie der Universität - häufig nicht eingehalten.

Ein wesentlicher Teil des Bruttosozialproduktes setzt sich aus Rücküberweisungen von Auslandsarmeniern zusammen, die damit ihre daheimgebliebenen Familien unterstützen. Schätzungen von Ökonomen gehen davon aus, dass diese 20 Prozent des Bruttosozialproduktes erbringen.

Hannes Hofbauer