nd-aktuell.de / 12.06.2017 / Kultur / Seite 14

Herr, gib uns Hirn

Vor tausenden von Jahren hörten auf einem Planeten in einem kleinen Sonnensystem in einem unbedeutenden Seitenarm unserer Galaxie ein paar Leute Stimmen, über die anschließend Bücher geschrieben wurden, worin zu lesen war, dass man so leben muss, wie in diesen Büchern geschrieben steht, oder man kommt in die Hölle.

Das Erstaunliche ist nicht, dass diese Bücher Weltbestseller wurden. Das Erstaunliche ist, dass bis heute Milliarden von Menschen ihr Leben nach diesen Büchern ausgerichtet haben. Die einen wollen dabei einen säkularen, die anderen einen Gottesstaat, die einen mit friedlichen Mitteln, die anderen mit AstroTV.

Aber ob Dschihadisten im Nahen Osten, oder Evangelikale im Wilden Westen, selbst CDU/CSU berufen sich in ihrem Namen auf einen Religionsstifter, und auch wenn sie sich in der Wahl ihrer Methoden unterscheiden, so haben sie alle etwas gemeinsam: Sie vermischen in übergriffiger und unzumutbarer Weise Religion und Politik. Wobei unterschieden werden muss zwischen Religionen und Religiosität. Religiosität ermöglicht dem Einzelnen eine Beziehung zum Ganzen. Religionen sind Kartelle zur Durchsetzung von Machtinteressen. Deswegen brauchen Religionen unbedingt religiöse Menschen, um ihnen Gottesfurcht einzuflößen. Während religiöse Menschen nicht unbedingt Religionen brauchen, um den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen.

Höchste Zeit also für einen gläubigen Atheisten. Und wer wäre da nicht besser geeignet, als HG. Butzko, Dauergast in allen Kabarettsendungen des deutschen Fernsehens und Träger des deutschen Kleinkunstpreises. Am Dienstag gastiert er mit seiner Glaubensbotschaft im Kabarett »Die Wühlmäuse« in der Hauptstadt aller Konfessionslosen: in Berlin. Da weiß man, was man hat. Amen! nd Foto: Wühlmäuse

13. Juni, 20 Uhr, Berliner Kabaretttheater »Die Wühlmäuse«, Pommernallee 2-4, Charlottenburg