nd-aktuell.de / 16.06.2017 / Kommentare / Seite 4

Armutsrisiko Kind?

Eva Roth über eine Studie zur Situation von Jungen und Mädchen

Eva Roth

Dass auch in reichen Staaten sehr viele Kinder arm sind, wird kaum jemand als vollkommen in Ordnung verteidigen - auch nicht diejenigen Politiker und Unternehmen, die mitverantwortlich sind für die missliche Lage von zahlreichen Jungen und Mädchen in Deutschland und anderswo. Kinder sind in der Regel arm, weil ihre Mütter und Väter arm sind. Erwachsene haben wenig Geld, weil ihre Löhne sehr niedrig sind oder die Arbeitslosenhilfe sehr knapp ist. Kinder aus finanzschwachen Familien haben hierzulande oft keine gute Ausbildung, weil manche Politiker einem ausgeglichenen Staatshaushalt mehr Aufmerksamkeit schenken als guten öffentlichen Bildungseinrichtungen. Das ließe sich alles ändern, zum Wohle der Kinder und Erwachsenen.

Zu pauschal ist offenbar auch die in Deutschland häufig vorgetragene These, Kinder seien ein zusätzliches Armutsrisiko. Darauf weisen jedenfalls Erhebungen des Statistischen Bundesamts hin. Demnach sind vor allem Alleinerziehende - und damit auch ihre Kinder - extrem oft in einer prekären Lage: Fast 44 Prozent der Alleinerziehenden sind arm oder, wie es offiziell heißt, armutsgefährdet. Bei Paaren mit einem oder zwei Kindern sieht die Sache ganz anders aus: In dieser Gruppe beträgt die Armutsquote zehn und elf Prozent - und ist damit niedriger als in der Gesamtbevölkerung, wo sie bei 16 Prozent liegt. Noch viel öfter verfügen Singles über sehr wenig Geld.