nd-aktuell.de / 22.06.2017 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 9

Uber-Chef nicht mehr Chef

Kalanick trat wegen mehreren Skandalen zurück

San Francisco. Uber-Chef Travis Kalanick hat nach einer Serie von Skandalen die Spitzenposition bei dem Fahrdienstvermittler aufgegeben. Der Mitgründer werde aber weiterhin Mitglied im Verwaltungsrat bleiben, teilte das Aufsichtsgremium am Mittwoch mit. Der Rücktritt gebe Uber Freiraum, ein neues Kapitel aufzuschlagen. Zuvor hatte die »New York Times« berichtet, fünf führende Anteilseigner von Uber hätten einen sofortigen Rückzug Kalanicks gefordert.

Kalanick hatte vergangene Woche eine unbefristete Auszeit genommen, nachdem im Zuge einer Untersuchung zu Vorwürfen von Sexismus und Diskriminierung bei Uber massive Veränderungen beschlossen wurden, die seine Vollmachten beschneiden sollten. Die Rücktrittsforderung an Kalanick kam der »New York Times« zufolge von diversen Investmentfirmen. Uber nahm Milliarden bei Investoren ein und war bei diesen Geldspritzen mit bis zu 69 Milliarden Dollar bewertet worden - ein Rekord für ein Start-up.

Uber und Kalanick waren in den vergangenen Wochen immer stärker unter Druck geraten. Das wegen seiner aggressiven Firmenkultur und Wachstumsstrategie berüchtigte Unternehmen musste eine tiefgreifende Untersuchung einleiten, nachdem eine ehemalige Software-Entwicklerin von Sexismus und sexueller Belästigung berichtete, die trotz Beschwerden folgenlos geblieben seien. In einem ersten Schritt waren rund 20 Mitarbeiter entlassen und Dutzende weitere in Schulungen geschickt worden. Jetzt sollen neue Strukturen und Kontrollmechanismen geschaffen werden, um solche Fälle zu verhindern.

Unter anderem sollen nach Empfehlungen einer Untersuchungskommission unter Führung des ehemaligen US-Justizministers Eric Holder Beschwerden von Mitarbeitern besser dokumentiert und mehr Frauen in der Auswahl für Führungspositionen berücksichtigt werden. Zudem wird der Konsum von Alkohol bei Firmenpartys eingeschränkt. Die 13 Seiten langen Empfehlungen offenbarten auch das Ausmaß der Mängel in Ubers Unternehmensführung. dpa/nd