nd-aktuell.de / 24.06.2017 / Politik / Seite 29

Trauern und Weitermachen

Sebastian Bähr

Etwas Schreckliches ist passiert, Menschen sind gestorben. Im Fernsehen machen die Nachrichtensprecherinnen besorgte Gesichter. Die normalen Sendungen werden unterbrochen. Die Erwachsenen verhalten sich irgendwie anders, sie sehen traurig aus. In diesem Moment Angst zu haben, ist völlig normal. Das haben die meisten, auch wenn es viele nicht zugeben.

Das Wichtigste ist, mit dieser Angst nicht alleine zu sein. Ihr könnt mit eurer Familie, Freunden und Lehrern über Sorgen und Fragen sprechen. Keiner lacht euch dafür aus. Terrorismus ist schließlich kompliziert. Gemeinsam lässt sich am besten herausfinden, warum so etwas passiert und was dagegen getan wird. Gleichzeitig ist es wichtig, die eigenen Gefühle und Ängste irgendwo hinzustecken. Sonst werden sie größer und fangen an zu drücken. Einige malen zum Beispiel Bilder, schreiben in Tagebüchern oder spielen mit Figuren. Andere möchten vielleicht lieber eine Kerze anzünden, Blumen ablegen oder Kleidung und Spielzeug an arme Menschen verschenken. Alles ist in Ordnung.

Vielleicht fühlt es sich komisch an, wenn ihr nach einem Anschlag wieder in die Schule sollt. Oder wenn die Eltern mit euch im Flugzeug verreisen wollen. Vielleicht denkt ihr: Könnte nicht mir oder meiner Familie etwas Schlimmes passieren? Die Wahrscheinlichkeit dafür ist tatsächlich sehr, sehr gering. Terror ist schlimm. Er ist aber nicht immer da und auch nicht überall. Terror ist sehr selten und viele kluge Menschen arbeiten daran, ihn zu bekämpfen.

Ihr dürft euch von euren Angstgefühlen deswegen nicht unterkriegen lassen. Wenn ihr raus auf die Straße geht, werdet ihr merken: Mir passiert nichts. Deswegen solltet ihr zwar vorsichtig sein, aber euer Leben einfach weiterleben wie bisher. Auf dem Spielplatz spielen, Fahrrad fahren, den Fußball treten und mit den Eltern in den Urlaub reisen. Und selbst wenn auf dem Weihnachtsmarkt etwas Schlimmes passiert ist, könnt ihr trotzdem irgendwann später wieder hin. Die Eltern geben vielleicht sogar einen Extra-Kinderpunsch aus. Sebastian Bähr