nd-aktuell.de / 28.06.2017 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 16

Wenn Dobrindt messen lässt

Zu hoher CO 2 -Ausstoß nur bei zwei Dieselmodellen

Berlin. In amtlichen Messungen ist bei nur zwei von 19 getesteten Dieselmodellen ein zu hoher CO2-Ausstoß entdeckt worden. Bei einer Version des Opel Zafira mit 1,6-Liter-Motor und einem Smart For-two mit 0,8-Liter-Motor lagen die Emissionen des klimaschädlichen Kohlendioxids über der zulässigen Toleranzschwelle. Das geht aus einem Bericht zum VW-Skandal hervor, den Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) am Dienstag in Berlin vorstellte. Insgesamt seien rund 17 000 Wagen betroffen, gebaut werden sie nicht mehr. Die Deutsche Umwelthilfe sprach von einem »Gefälligkeitsgutachten« für die Autoindustrie.

Beim auffälligen Zafira-Modell lag der CO2-Ausstoß um 8,9 Prozent über dem bei der Typzulassung genehmigten Wert. Opel sei vom Kraftfahrt-Bundesamt zur Umrüstung aufgefordert worden. Beim Smart Fortwo wurde ein um 4,4 Prozent erhöhter Ausstoß gemessen. Hier seien weitere Messungen nötig, hieß es. Zulässig sei eine Toleranzschwelle von vier Prozent über dem Grenzwert. Mit Nachzahlungen bei der Kfz-Steuer, die sich auch nach dem CO2-Ausstoß bemisst, müssten Besitzer nicht rechnen, so Dobrindt.

Laut dem Minister zeigt der Bericht, dass CO2-Werte insgesamt eingehalten würden. Das Ministerium hatte die gesonderte Untersuchung im Mai 2016 angekündigt, nachdem 29 Wagen verschiedener Marken bei Messungen in Sachen CO2 auffällig waren, bei denen es aber um den Stickoxidausstoß (NOx) ging.

Zu hohe NOx-Werte stehen im Zentrum des VW-Skandals. Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) kündigte nun ein Spitzentreffen von Bund, Ländern und Vertretern der Autobranche zur Frage der Diesel-Nachrüstung an. Hintergrund sind die zu hohen Stickoxid-Messwerte in vielen deutschen Städten und drohende Fahrverbote für Dieselautos.

Um mehr Transparenz zu schaffen, will Dobrindt noch in diesem Jahr ein »Deutsches Institut für Verbrauchs- und Emissionsmessungen« gründen. Es soll auf einer festen Strecke Messungen im Straßenbetrieb vornehmen und die Ergebnisse im Internet veröffentlichen. Finanziert werden soll das Institut von den deutschen Autobauern. Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer nannte dies einen Witz. »Gerade die Selbstkontrolle der Autoindustrie hat ja zum Abgasskandal geführt. Die jetzt auch noch auszubauen, befördert das Tricksen und Betrügen.« dpa/nd