Trotz Widerrufs kein Geld zurück von der Saftoase GmbH

Verbraucherzentrale Brandenburg warnt

  • Lesedauer: 3 Min.

Derzeit beschweren sich viele Verbraucher aus Brandenburg und Berlin, die in ihrer Wohnung mit der Saftoase GmbH Verträge zur Lieferung von Säften für mehrere tausend Euro geschlossen haben. Obwohl sie den Kauf widerrufen haben, zahlte der Anbieter den bei Vertragsschluss entrichteten Kaufpreis nicht zurück. Die Verbraucherzentrale Brandenburg (vzb) rät grundsätzlich von Vorkasse ab.

Verbraucher haben der Verbraucherzentrale berichtet, dass sie von der Saftoase GmbH aus Berlin unerwünscht in ihrer Wohnung aufgesucht worden sind. Dort unterzeichneten sie Verträge zur Lieferung von Obstsäften.

So unterschrieb eine Verbraucherin aus Potsdam einen Vertrag mit einem Kaufpreis von 2000 Euro, ein anderer über 600 Euro und einer aus Caputh über fast 5000 Euro. Dabei kosten die Säfte laut Internetseite des Unternehmens zwischen 10 und 17 Euro pro Liter. Teilweise bezahlten die Kunden gleich mit EC-Karte über ein Lesegerät.

Als sie sich danach von den teuren Verträgen lösen wollten, warteten sie vergeblich auf eine Kaufpreisrückzahlung. Denn die Briefe konnten wegen falscher Adressangaben in der Widerrufsbelehrung nicht zugestellt werden.

»Wir raten Verbrauchern, die ihren Vertrag mit der Saftoase GmbH widerrufen wollen, ihren Widerruf an die im Handelsregister angegebene Adresse zu schicken«, so Verbraucherrechtsexpertin Sabine Fischer-Volk. »Durch die fehlerhafte Adressangabe der Firma verlängert sich die Widerrufsfrist für Verbraucher auf ein Jahr und 14 Tage statt der üblichen 14 Tage ab Erhalt der gekauften Ware.«

Die Verbraucherzentrale Brandenburg hat die Beschwerden und die fehlerhaften Widerrufsbelehrungen zum Anlass genommen, das Unternehmen abzumahnen und es aufgefordert, sich an die rechtlichen Vorgaben zu halten. Noch ein Hinweis an Betroffene, die Rat bei der Verbraucherzentrale suchen: Es sind alle Vertragsunterlagen mitzubringen oder mitzuschicken.

Abzocke bei Routenplanerseiten geht in neue Runde

Auf einen weiteren Fall macht die Verbraucherzentrale Brandenburg aufmerksam: Verbraucher, die Rechnungen für unseriöse Routenplaner im Internet nicht bezahlt haben, werden massiv unter Druck gesetzt. Die vzb rät, sich nicht einschüchtern zu lassen. Ihr sind keine Fälle bekannt, bei denen es tatsächlich zu einer Pfändung gekommen wäre.

Zum Hintergrund: Zahlreiche Verbraucher registrierten sich auf unlauteren Routenplaner-Webseiten, wie routenplaner-map.com, maps-routenplaner-24.com oder maps-24.info. Anschließend erhielten sie eine saftige Rechnung von rund 500 Euro, obwohl der Anbieter nicht transparent über die Kosten aufgeklärt und sich nicht an die gesetzlichen Bestimmungen gehalten hatte.

Nun versuchen die Betreiber der Routenplaner-Seiten, mit härteren Maßnahmen an das Geld zu kommen. Es wird bei Nicht-Zahlung mit einem Hausbesuch und der Pfändung von Wertgegenständen gedroht. Das vermeintliche Inkassounternehmen habe einen Vollstreckungstitel vor Gericht erwirkt und werde nun persönlich vorbeikommen, um diesen zu vollziehen. Nur die Zahlung von 750 Euro könne dies noch abwenden, so lautet der Inhalt der E-Mails.

Die Verbraucherzentrale Brandenburg empfiehlt Betroffenen, den geforderten Betrag keinesfalls zu zahlen. Stattdessen sollte man der Forderung widersprechen. Hierzu stellt die Verbraucherzentrale einen Musterbrief bereit.

»Wir halten bereits die ursprüngliche Forderung des Routenplaner-Anbieters für höchst zweifelhaft, da die Zahlungspflichtigkeit des Angebots nicht erkennbar war«, erklärt Michéle Scherer von der Verbraucherzentrale. Zudem gibt es weder gerichtliche Vollstreckungstitel noch ist ein Inkassounternehmen befugt, Wertgegenstände zu pfänden. Das darf nur ein Gerichtsvollzieher. Betroffene können zusätzlich Strafanzeige bei der Polizei stellen. vzb/nd

Individuellen Rat erhalten Betroffene

in den Verbraucherberatungsstellen nach telefonischer Terminvereinbarung unter (0331) 98 22 9995 von Montag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr) oder online unter www.vzb.de/termine,

am Beratungstelefon unter (09001) 775 770 montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr (1 Euro pro Minute im deutschen Festnetz, Mobilfunk abweichend),

per E-Mailberatung auf www.vzb.de/emailberatung

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