Was dem Friseur seine Schere...

MEINE SICHT

  • Johanna Treblin
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Arbeiter sollen die Eigentümer der Produktionsmittel sein. Doch so, wie es bei Unternehmen wie Foodora und Deliveroo Usus ist, hatte sich Marx diese Forderung nicht gedacht. Zur Marxschen Vorstellung gehört, dass die Arbeiter gleichermaßen am Gewinn teilhaben, den sie erwirtschaften. Die Fahrer der Essenslieferdienste erhalten aber gerade mal den Mindestlohn. Damit stehen sie am unteren Ende der Nahrungskette. Ganz oben stehen beispielsweise diejenigen, die für den Algorithmus der Software zuständig sind, die wiederum das Herzstück des Unternehmens ist. Denn ohne die Software könnte der Laden nicht laufen.

Ohne die Fahrer aber natürlich auch nicht. Es lässt sich sicherlich einwenden, dass ein Softwareentwickler wesentlich mehr können muss als ein Radlieferant, um seine Arbeit zu erledigen. Auch er hat vielleicht keine geregelten Arbeitszeiten von 9 bis 17 Uhr. Aber er bekommt regelmäßig das gleiche satte Gehalt auf sein Konto überwiesen.

Wer geringfügig Beschäftigte anstellt, muss auch für sie sorgen. Klar lässt sich argumentieren, ein Fahrrad und ein Smartphone hat heutzutage praktisch jeder. Aber wer beides als regelmäßiges Arbeitsmittel nutzt, nutzt es auch stärker ab und muss es häufiger ersetzen. Selbst wenn die Pflicht, Arbeitsmittel zur Verfügung zu stellen, nicht detailliert geregelt ist: Kein vernünftiger Arbeitgeber verwehrt einem Büromitarbeiter den Computer oder das Telefon. Nur Friseure müssen ihre Scheren und Bürsten selbst kaufen - der Berufsstand gilt als besonders prekär. Ähnlich steht es um die Lieferfahrer.

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