nd-aktuell.de / 07.07.2017 / Sport / Seite 18

Dreitausend Kilometer Sicherheitszone

tom auf tour

Zur Tour de France zu gelangen, ist dieser Tage gar nicht leicht. An den Bahnhofsausgängen der Start- und Zielorte müssen die Reisenden einen Kontrollposten passieren. Wollen sie in den abgesperrten Bereich der Tour, müssen sie nicht nur eine Akkreditierung vorzeigen. Auch ihre Taschen und Rucksäcke werden kontrolliert. Gleiches gilt für jeden, der das Pressezentrum und das Hauptquartier der Tour betreten will. Da bilden sich manchmal Schlangen. Aber geduldig erträgt ein jeder sein Schicksal.

Denn obwohl man schlecht kalkulieren kann, wie groß ein Terrorrisiko tatsächlich ist, so ist es doch da - und beeinflusst auch diese Sportveranstaltung. »Wir schätzen die Gefahr eines Terroranschlags als recht groß ein. Deshalb haben wir besondere Maßnahmen vor allem an den Start- und Zielorten und bei den Bergetappen ergriffen«, erzählt Nathalie Freche, Kommissarin der Polizei aus Nantes, und bei der Tour als Chefin der Police National für die gesamten drei Wochen eingesetzt. »Es werden dort mehr Polizisten als zuvor im Einsatz sein und für ein dichtes Kontrollnetz sorgen.«

Freche steht der zwölfköpfigen Steuerungsgruppe vor, die jeden Tag mit der Tour mitreist. Sie war auch schon beim Start in Düsseldorf dabei und koordinierte dort die Abstimmung mit der deutschen Polizei. In Frankreich sind Tausende Polizisten für die Sportveranstaltung im Einsatz. »Genau kann man das nicht sagen, weil jedes Departement das selbst bestimmt. Aber etwa 10 000 Gendarmen und Polizisten werden es sein«, meint Freche.

Und die werden eben nicht nur wie noch vor einigen Jahren dafür sorgen, dass kein Zuschauer mitten in die rollende Werbekarawane oder gar zwischen die Radprofis gerät. Sie sollen in erster Linie auf Anzeichen für Anschläge achten. »Die größte Gefahr geht nach unserer Einschätzung von Anschlägen mit Lastwagen aus«, sagt Kommissarin Freche. Und daher sind denn auch Zufahrtsstraßen mit Betonblöcken und schweren Fahrzeugen - Bussen, Lastwagen, Baufahrzeugen - abgesperrt.

Das ist alles eine Folge der Propaganda des Islamischen Staats. In ihrem Hochglanzmagazin »Rumiyah« publizierte die Terrortruppe im November 2016 - nach dem Anschlag von Nizza, aber unmittelbar vor dem in Berlin - allerlei Ratschläge für Neulinge im Anschlagsgeschäft. Die Autoren ließen sich gar zu Begeisterungsstürmen hinreißen: »Fahrzeuge sind wie Messer, weil sie leicht zu besorgen sind. Anders als Messer erregen sie aber keinen Verdacht. Sie sind die leichteste und sicherste Waffe, für jeden, der ein Auto zu steuern versteht«, heißt es dort.

Die Auswirkungen solcher Aufrufe sind auch bei der Tour de France zu spüren. Gut, volkswirtschaftliche Effekte gibt es auch: Die Umsätze der Firmen, die die Betonblöcke gießen, müssen gerade durch die Decke schießen. 3540 Kilometer müssen bei dieser Tour schließlich abgesichert sein.