nd-aktuell.de / 07.07.2017 / Kultur / Seite 14

Schließen Sie Ihre Augen!

Christopher Cross spielt live

Als in den frühen und mittleren 80er Jahren wohltemperierte Softrock-Songs von Bands wie Toto oder Supertramp aus den Boxen perlten und allen Pop, der sich bis dahin als einigermaßen widerständig und sperrig geriert hatte, unter Schmusesaxophon᠆klängen und Streicherarrangements begruben, war einer ganz vorne mit dabei: Christopher Cross. Sie erinnern sich: Auf den Plattencovern waren stets pinkfarbene Flamingos zu sehen.

Als Großmeister des Seichten wurde der Mann damals gern geschmäht, weil er das, was einmal Rockmusik war, unbekümmert zu flauschigem Ohrenschmeichelzeug zernudelte. Dabei erfand der Künstler, vielleicht unfreiwillig, ein neues, heute praktisch unverzichtbares Pop-Genre: Schaumbad- und Bügelmusik. Oder auch Perwoll-Pop.

Beliebt war die kuschelweiche Wohlfühl- und Tiefenentspannungsmusik, die Christopher Cross nicht nur mehrere Welthits, sondern auch mehrere Grammys einbrachte, seinerzeit vor allem bei Fönfrisur- und Lederslipperträgern, die kanariengelbe Bundfaltenhosen und pastellfarbene Markenpolohemden mit aufgestellten Kragen trugen. »I’m on the run / No time to sleep / I’ve got to ride / Ride like the wind / To be free again.«

Eine Musik war das, bei deren Erklingen man sich am liebsten sofort ein grellfarbenes Frotteeschweißband um den Kopf schnallen und mit einem pinkfarbenen Cocktail in der Hand am Strand entlangjoggen wollte.

Christopher Cross sei »kein Rampenkönig, sondern ein ruhiger Klangzauberer«, schrieb die niedersächsische »Kreiszeitung« anlässlich seiner derzeitigen Welttournee, die ihn auch durch Deutschland führt. Und: »Manchmal schließt er beim Singen und Gitarrespielen verträumt die Augen.«

Nach Konzerten in Mannheim, Neu-Isenburg, Ludwigsburg und Mühldorf/Inn gastiert der Künstler morgen, am Samstag, im Berliner »Huxley’s«. Schließen also auch Sie verträumt Ihre Augen und lassen Sie sich von Liedern, die wie kleine weiße Wattewolken sind, wegtragen! tbl

Konzert: Christopher Cross. 8. Juli, 20 Uhr, »Huxley’s«, Neukölln