nd-aktuell.de / 10.07.2017 / Kultur / Seite 15

Höhlen und Hebron

UNESCO-Welterbe

Die UNESCO hat die Höhlen der ältesten Eiszeitkunst in Baden-Württemberg zum Weltkulturerbe ernannt. Das gab das UNESCO-Komitee am Sonntag in Krakaw bekannt. Laut UNESCO zeugen die sechs Höhlen der Eiszeitkunst auf der Schwäbischen Alb von einer der frühesten figurativen Kunst weltweit und liefern wichtige Erkenntnisse über die Entwicklung der Kunst.

Die Höhlen rund um Blaubeuren gelten als eines der wichtigsten Ausgrabungsgebiete für Archäologen. Unter anderem fanden Forscher dort die älteste bekannte Menschenfigur der Welt, die 40 000 Jahre alte »Venus vom Hohle Fels«. Seit den 1860er Jahren gibt es in den Höhlen Ausgrabungen, sie brachten zahlreiche bis zu 43 000 Jahre alte figürliche Darstellungen zutage, darunter Mammuts, Höhlenlöwen, Pferde und Musikinstrumente, aber auch Frauenkörper und Darstellungen von Mischwesen aus Mensch und Tier.

Die Fundstücke gehören zu den ältesten Zeugnissen für eine bewusste künstlerische Betätigung des frühen Menschen. Die wichtigsten Funde aus dem Bereich der Schwäbischen Alb können in Museen in Ulm, Tübingen und Blaubeuren besichtigt werden.

Auch die Altstadt von Hebron im Westjordanland ist von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt worden. Die UNESCO-Kommission setzte die Altstadt zugleich auf die Liste der bedrohten Stätten. Das Grabmal der Patriarchen in Hebron ist Pilgerstätte von Juden, Christen und Muslimen. Dort sollen nach biblischer Überlieferung unter anderem Abraham und Isaak begraben sein. Abraham gilt sowohl im Judentum und Christentum als auch im Islam als Stammvater.

Die Palästinenser hatten sich für den Schutz der Stätten bei der UNESCO eingesetzt. Israel kritisierte die Entscheidung. Hebron ist geteilt: Ein Teil untersteht der Palästinensischen Autonomiebehörde, ein anderer Teil wird von Israel kontrolliert.

Zum Weltkulturerbe wurde zudem eine Erweiterung des Nationalparkkomplexes in Benin, Burkina Faso erklärt. Welche weiteren Orte künftig den Titel »Welterbe« erhalten, wollte die Unesco-Kommission bis zum 12. Juli entscheiden. Unter den weltweit 33 Kandidaten befinden sich, neben den bereits akzeptierten Eiszeit-Höhlen, noch weitere deutsche Nominierungen: die Bauhausstätten in Dessau und Bernau, der Naumburger Dom sowie die hochmittelalterliche Kulturlandschaft an Saale und Unstrut. dpa/epd/nd