Pseudo-Guerilla

Personalie

  • Tobias Riegel
  • Lesedauer: 2 Min.

Er ist der Che Guevara der US-Milliardäre. Und so sehr der erzkonservative Sender »Fox-News« den rechten Medienaktivisten James O'Keefe und sein »Project Veritas« verehrt - so sehr verdammt ihn der »liberale« US-Kabel-News-Sender »CNN«. Kein Wunder: Seit einer Woche vergeht kaum ein Tag, ohne dass O'Keefe mit versteckter Kamera gefilmte Videos aus dem Inneren von »CNN« verbreitet, was eine wutentbrannte Debatte in den USA ausgelöst hat, die vom Weißen Haus kräftig mit Polemiken und Social-Media-Beiträgen befeuert wird. »CNN« gehört zu den Medien, die der US-Regierung leidenschaftlich vorwerfen, unter russischem Einfluss zu stehen. Präsident Donald Trump hat diesen Fehdehandschuh ebenso leidenschaftlich aufgenommen. O’Keefe ist in dieser Propagandaschlacht einer von Trumps wirkungsvollsten Fußsoldaten.

Der 33-jährige O’Keefe sammelte in konservativen Thinktanks Erfahrungen in Manipulationstechniken und nutzt heute den von der reaktionären Tea-Party erdachten Betrug: Er stellt seine milliardenschwere Klientel als verfolgte und unterdrückte Unschuld dar. Dafür nutzt er »linke« Techniken und Kommunikationsformen, also die David-Gegen-Goliath-Pose, den einzelnen Wahrheitssucher, der die Konzernpresse vorführt. Dabei hilft ihm die allgemeine politische Orientierungslosigkeit: Rechts und Links verschwimmen in den USA, ja »pazifistische« Forderungen und Gegnerschaft zum militärisch-industriellen Komplex kommen (in geheuchelter Form) dort momentan eher von rechts. »Liberale« US-Medien haben wegen ihrer Trump-Gegnerschaft die berechtigte Clinton- oder Kriegskritik eingestellt, das Vakuum wird von Rechten gefüllt.

Und dort drängeln sich nun die schrägen, neoliberalen Vereine, die ihre »linken« Camouflage-Techniken perfektioniert haben: Project Veritas, Judical Watch, Citizens United und viele mehr. Meist fordern sie Entlastungen für Superreiche und posieren doch als unterdrückte Widerstandskämpfer - es wäre lustig, wenn es nicht so erfolgreich wäre und sogar viele Ex-Linke verführen würde.

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